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Empathie und Führung

Die Rolle und das Bild von Führungspersonen wandeln sich und das nicht erst seit oder durch Homeoffice, Digitalisierungen, Agilität oder anderen Zeiterscheinungen.
 
Mehr und mehr wird für mich sicht- und wahrnehmbar, dass Mitarbeitende und Führungspersonen in einer anderen Form zusammenarbeiten wollen und eine neue Art des Miteinanders suchen, die menschlicher und wertschätzender ist. Das «alte» Modell, in dem die Führungspersonen die Verantwortung tragen und die Mitarbeitenden ihren Job machen, wird abgelöst von einem Modell, welches die Talente und Potentiale aller, d.h. Führungspersonen und Mitarbeitenden und je nachdem auch von Kunden, einbezieht. Gemeinsam werden die Ideen entwickelt, die Aufgaben und Herausforderungen gestaltet und angepackt.
 
Einfühlungsvermögen oder Empathie sind eine Fähigkeit, damit die menschliche und wertschätzende Basis für eine neue Art der Zusammenarbeit gelingen kann.

Was ist Empathie?

Wikipedia beschreibt Empathie als die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden. Was nach Wikipedia ebenfalls zu Empathie gehört, ist die Fähigkeit zu angemessenen Reaktionen auf Gefühle anderer Menschen.
 
Diese Beschreibung gefällt mir, weil es bei der Empathie nicht nur auf die Fähigkeit ankommt, sondern auch auf die Bereitschaft. D.h. dass es darum geht, nicht nur auf die Gefühle angemessen zu reagieren, sondern auch auf den oder die andere einzugehen und damit in die Beziehung «Führungsperson – Mitarbeitende» eine sehr menschliche Seite einzubringen.
 
Oft wird Empathie mit Sympathie oder Mitleid gleichgesetzt. Empathie ist jedoch damit nicht zu verwechseln. Empathie meint eine Offenheit gegenüber der Person ohne vorgefasste Meinung oder Beurteilung. Empathie kann soweit gehen, dass mir der andere Mensch nicht einmal sympathisch sein muss. Als Mitmensch kann ich mich empathisch in seine Sichtweise einfühlen und versuchen, diese zu verstehen.

Voraussetzung für Empathie

Die wichtigste Grundlage, um anderen empathisch begegnen zu können, ist eine grosse Portion Selbstwahrnehmung. Je offener ein Mensch für seine eigenen Emotionen ist, desto besser gelingt es auch, sich in die Gefühle eines anderen Menschen einzufühlen.
 
Oder wie Mohsin Hamid (pakistanischer Schriftsteller) sagt: Empathie heisst, Echo einer anderen Person in sich selbst zu finden.

Was Empathie nicht ist?

Möglicherweise gibt es auch für Sie immer wieder Situationen, in denen Sie nicht so empathisch sind, wie es die Situation erfordert. Mir ist dies auf jeden Fall schon passiert und ich habe Ratschläge gegeben oder etwas relativiert.
 
Was besser nicht gesagt werden soll:

  • Belehrungen «beim nächsten Mal, weisst du, dass …»
  • Ratschläge «sprich doch mit XY, wie er die Situation bewältigt hat»
  • Erklären «X und Y gehören untrennbar zusammen…»
  • Geschichten erzählen «Das erinnert mich an eine Situation aus meinem Leben vor zehn Jahren…»
  • Trösten «das wird schon wieder…»
  • Widersprechen «jetzt übertreib es mal nicht…»
  • Verbessern «sei nicht traurig, das ist nicht so schlimm…»

Was bringt Empathie?

Empathie bringt nicht nur menschlichere Beziehungen, sondern hilft Stress zu reduzieren. Studien zufolge können Menschen mit einer gut entwickelten Empathie wesentlich besser mit Stress umgehen. Negative Emotionen anderer Menschen werfen sie nicht völlig aus der Bahn. Mehr noch: ein entspanntes Zusammenarbeiten und entspanntere Beziehungen erzeugen Gefühle der Zufriedenheit oder sogar des Glücks und diese helfen allen Beteiligten, sich wertgeschätzter zu fühlen und die Zusammenarbeit zu geniessen.
 
Begegnen Sie Ihren Mitarbeitenden mit Empathie fühlen sich die Mitarbeitenden auch wertgeschätzt. Gelingt es Ihnen, auf jede und jeden Ihrer Mitarbeitenden einzugehen und ein Gespür für die einzelnen Menschen zu entwickeln, können Sie beim Delegieren von Aufgaben oder in der Kommunikation noch spezifischer die Talente, das Können und die Eigenheiten des Einzelnen berücksichtigen.

Führen auf Augenhöhe und mit Respekt gelingt nur mit Empathie!

Empathie ist lernbar

Sie haben Lust und Interesse Ihre Empathie zu steigern? Diese Tipps können helfen:

Unvoreingenommenheit – um empathisch zu sein, braucht es eine vorurteilsfreie Haltung. Haben Sie bereits eine vorgefasste Meinung der Person oder der Situation gegenüber, ist es schwierig, die Perspektive des anderen kennen zu lernen. Werfen Sie Ihre vorgefasste Meinung über Board und lassen Sie sich auf das Gegenüber und die Situation ein – immer wieder neu.

Interesse – zeigen Sie echtes Interesse am anderen Menschen, seiner Situation und seiner Perspektive. Sie wollen Ihrem Mitarbeiter oder Ihrer Mitarbeiterin unvoreingenommen zuhören?  Das geht nur mit Interesse. Nur so können Sie wertvolle Hinweise erhalten, die für den Aufbau und die Pflege der Beziehungen zu Ihren Mitarbeitenden hilfreich sind.

Fragen, nachfragen – Fragen, um zu verstehen, ist einer der wichtigsten Aspekte empathisch mit anderen umgehen zu können. Vorgefasste Meinungen oder Eindrücke können nur durch nachfragen als das erkannt werden, was sie sind.

Verständnis – Haben Sie schon einmal das Gefühl gehabt, von einer anderen Person so richtig verstanden zu werden? Möglicherweise war Ihnen diese Person nachher noch sympathischer als bisher oder sie fühlten sich mit dieser Person verbundener. Gelingt es Ihnen Ihrem Gegenüber mit einer echten und offenen Haltung sagen zu können «das kann ich gut nachvollziehen» oder «ich kann Ihre Sicht gut verstehen» erzeugen Sie ein Gefühl von Verbundenheit. Auf der Basis dieses Gefühls sind Lösungen und nächste Schritte häufig einfacher zu gehen.   

Als empathische Führungskraft gelingt Ihnen etwas wunderbares: Sie ermöglichen Ihren Mitarbeitenden in ihre eigene Grösse zu kommen und zu wachsen.


Empathie ermöglicht es uns, die Kluft zwischen unserer Sicht der Dinge und der Art und Weise, wie andere es erleben, zu überbrücken.

(Tanveer Naseer)