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Fühlst du dich chronisch erschöpft?

…und ertappst dich dabei, dass du immer noch am arbeiten bist, obwohl längst Feierabend wäre…

Burn-out oder Burn-on? Etwas was auch dich betreffen kann

Über den Begriff des Burn-outs wurde in den letzten zwanzig Jahren schon viel geschrieben und viele von uns haben selbst damit Erfahrung gemacht oder kennen zu mindestens jemanden, dem dies widerfahren ist.

Burn-on ist ein Begriff, der mir vor nicht allzu langer Zeit begegnete und vieles von dem wiedergibt, was häufig in unserer Arbeitswelt und Leistungsgesellschaft als normal gilt.

Nach wie vor wird in vielen Organisationen und Institutionen das fast pausenlose Arbeiten belohnt. Dazu zählen die permanente Erreichbarkeit, das häufige Arbeiten nach Feierabend, eMails am Samstag schreiben und am Sonntag bereits wieder vorbereiten für den Montag. Menschen, die sich dauerhaft dieser hohen Arbeitsbelastung und Präsenz aussetzen, brennen möglicherweise für ihren Job und leiden vielleicht aber auch unter einem Burn-on.

Viele Burn-on-Betroffene beschreiben im Nachhinein ihre Situation in etwa so: Meist bis spät in die Nacht, nach dem eigentlichen Feierabend, noch am Arbeiten, immer – auch am Wochenende und in den Ferien – erreichbar sein. Die ganze Energie steckte in der Arbeit und das Umfeld, Familie, Freunde, Partner:in sowie die Freizeit gingen verloren.
 

Was ist Burn-on?

Burn-on wurde vom Psychotherapeuten Timo Schiele und dem Facharzt für Psychiatrie Bert te Wildt in ihrem Buch «Burn On: immer kurz vorm Burn Out» beschrieben.

Burn-out geht meist einher mit einem Zusammenbruch, einer akuten Erschöpfungsdepression und man wird in der Regel krankgeschrieben; Burn-on hingegen kann nach ihnen als chronische Erschöpfungsdepression verstanden werden. Burn-on Betroffene funktionieren immer noch weiter. Menschen, die in einem Zustand des Burn-on sind, erledigen zwar ihre Arbeit weiter. Hingegen leidet das Sozial- und Privatleben deutlich und den Menschen geht die Freude und Lebenslust verloren.

Den Autoren zufolge können viele Menschen ihr Leiden nicht mit ihrer Liebe zur Arbeit in Verbindung bringen.

Was führt zum Burn-on?

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und Leistung und Erfolg sind ein zentraler Massstab für Anerkennung und Aufstieg.

In Arbeitsfeldern, in denen ein hoher Zeiteinsatz, auch über die reguläre Arbeitszeit hinaus, belohnt wird oder sogar eine Voraussetzung für einen Job oder Karriereschritt sind, kann Burn-out oder Burn-on eine Begleiterscheinung sein.

Burn-on zeigt sich auch in Berufsfeldern der Pflege, im medizinischen und therapeutischen Bereich oder bei Lehrpersonen.

Menschen, die sich über Leistung definieren, sich nicht abgrenzen können, zählen zu den stark von Burn-on-Betroffenen. Diese Menschen haben häufig, aus welchen Erfahrungen auch immer, den Zugang zu ihrer inneren Führung, ihrem Herzen verloren bzw. sie halten die empfindsame Seite unter Verschluss oder haben sie abgespalten. Nur so kann es sein, dass sie immer wieder über ihre eigenen Grenzen gehen und ihre innere Stimme nicht hören wollen.

Eine andere Gruppe von Menschen wird in diesem Zusammenhang auch genannt: die unsicheren High Performer. Sie leisten viel, haben oft auch sehr viele Erfolge und sind immer noch unsicher. Sie können die Erfolge nicht geniessen und meinen, immer noch mehr leisten zu müssen.

Burn-on und Symptome

Burn-on geht oft mit folgenden Symptomen einher:

  • Fokus auf Arbeit und darin auf Leistung und Effektivität
    Gefühle wie Freude, Leichtigkeit, Lachen haben kaum oder keinen Platz
  • Obwohl die Betroffenen leistungsorientiert und erfolgreich sind, empfinden sie keine Freude oder Stolz für das Erreichte; sie sehen sich selbst als ungenügend
  • Scham und Schuld: obwohl sie häufig permanent für die Arbeit und andere Menschen da sind, leiden sie unter dem Gefühl von «nie genug»

Menschen, die Burn-on betroffen sind, leiden häufig an

  • innerer Leere
  • Verzweiflung
  • Freudlosigkeit
  • Gefühl von Sinnlosigkeit
  • Spüren ihre Grenzen und ihre Interessen nicht mehr
  • Können Erfolge nicht geniessen
  • Fühlen sich müde und schlapp und können gleichzeitig nicht zur Ruhe kommen, auch in Ferien nicht oder sind auch in den Ferien mit dem Kopf bei der Arbeit
  • Körperliche Symptome können sein: Bluthochdruck, Rücken- und Kopfschmerzen bis hin zu Tinnitus und Schlafstörungen. Der Körper befindet sich im dauerhaften Stresszustand.

Was hilft?

In einem ersten Schritt geht es darum, dass Burn-on Betroffene sich ihrer Situation bewusstwerden und die Einsicht gewinnen, etwas ändern zu wollen.

Aus meiner Sicht braucht es den bewussten Entscheid, dem Burn-on auf den Grund zu gehen und am Auslöser anzupacken. Auch wenn du im Moment noch meinst «es läuft doch irgendwie; ich bringe immer noch Leistung» oder «ich schaffe das schon, wenn ich ein paar Tage Ruhe habe; jetzt kommen dann die Ferien…» halten diese Gedanken oder Sätze nur eine Fassade aufrecht.

Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass in einem Burn-out oder Burn-on die Anspannung konstant hoch ist, eine gesunde Entspannung jedoch nicht mehr funktioniert. Es braucht das neu lernen von Entschleunigung, um Abschalten zu können. Dient das Erlernen von Entschleunigung nur dem Zweck, wieder Kraft zu tanken, um mit Vollgas weiter zu rotieren, ist der Kern der Problematik noch nicht erkannt. Es braucht ein geändertes Mindset, um aus der Spirale des Burn-on herauszufinden.  

Welche Form zur Entspannung du wählst, ist schlussendlich Geschmacksache. Das kann Yoga, Meditation, Waldbaden, MBSR oder etwas ähnliches sein.   

Es braucht den Entscheid, sich Räume zu schaffen, in denen man sich wieder Gefühlen und körperlichen Erfahrungen hingeben kann. Wichtig ist, dass in diesen Räumen der Arbeitsmodus nichts zu suchen hat.

Soll der Weg aus dem Burn-On erfolgreich sein, ist es unabdingbar die eigenen Grenzen zu kennen und Grenzen zu setzen. Dazu gehört auch, lernen bei der Arbeit oder auch bei Menschen klar NEIN zu sagen, um wieder zu sich zu finden.

Um zu verstehen, woher das Gefühl der Unzulänglichkeit, des Nicht-Genügens stammt und des sich über Leistung zu definieren, ist innere Arbeit hilfreich. Nur so kann nachhaltig eine Verbesserung ins Leben treten.

Oft ist die Leidenszeit von Burn-on Betroffenen sehr lange und professionelle Hilfe von aussen nötig, um festgefahrene Verhaltensmuster, Glaubenssätze, Traumen und Einstellungen zu bearbeiten und zu verändern.

3 Tipps zur Vorbeugung

  1. Bewusst eine Auszeit nehmen, sei dies ein Wochenende nur für sich, um mit etwas Distanz auf das Leben zu schauen und zu erkennen, was gerade nicht gut läuft. Konkrete überlegen, was zu ändern ist und wie es gehen kann.
  2. Gemeinsame Zeit mit Freunden und Freundinnen
    Ein gemütlicher Schwatz entspannt, baut Stress ab und bringt neue Gedanken.
  3. Gespräch mit dem/der Chef:in
    Nicht zögern, wenn die Arbeit über längere Zeit ein gesundes Mass übersteigt und um Unterstützung bitten.

Erschöpfung ist ein Weckruf, der dich aufrütteln soll, die Richtung zu ändern.

unbekannt