Kategorien
Allgemein Führung

Wer sind Sie heute am meisten?

Wie unsere Energie in unsere Rollen fliesst, was förderlich ist und was uns beschränkt.

Rollen gibt es überall in unserem Leben. Sei dies im Privaten (Elternteil, Sohn, Freundin, Partner, Kollegin usw.) oder im Beruflichen Leben (Führungsperson, Mitarbeiterin, Fachspezialist, Seelsorgerin etc.). Jede und Jeder von uns ist irgendwo und irgendwie in Rollen aktiv eingebunden und Teil von etwas Grösserem (Team, Familie, Verein, Gesellschaft…).

Haben Sie sich schon einmal Gedanken gemacht, welche Rollen Sie in Ihrem Leben gerade einnehmen? Und haben Sie dabei auch feststellen dürfen, wie unterschiedlich Sie mit Ihren Rollen Ihre Lebensbereiche gestalten?
 
Die Vielfalt der Rollen macht das Leben abwechslungsreicher und manchmal auch anspruchsvoller. Wir wechseln laufend von einer Rolle in die andere und sind uns dies in der Regel nicht bewusst. Stecken wir unbewusst in unseren Rollen mit all den daran gebundenen Aufgaben und Erwartungen fest, kann dies belastend sein. Dies auch, weil uns nicht klar ist, was wirklich zu unseren Rollen gehört und was nicht; welche Erwartungen zwingend erfüllt werden sollten und welche nicht zu uns gehören.

 

Mangelndes Rollenverständnis und gefallen wollen

Sind wir uns nicht klar, welche Rollen wir innehaben und wie wir selbst diese ausfüllen wollen, kann sich dies zu einer Falle entwickeln: das Bedürfnis in der Rolle zu gefallen, kann das eigene Selbstwertgefühl senken.

Uns wurde in vielen Fällen beigebracht, was andere Menschen von uns erwarten und wie eine Rolle ausgefüllt werden sollte. Das begann bei vielen von uns bereits im frühen Kindesalter und hat sich durchs Leben und Berufsleben durchgezogen. Kennen wir uns nicht gut, entscheiden wir uns unbewusst dafür, so zu sein, wie es von uns erwartet wird. Sitzen wir in dieser Falle, geben wir uns grosse Mühe, anderen zu gefallen und die Rollen so auszufüllen, wie man es von uns erwartet. Wer «man» auch immer ist.

Die Auseinandersetzung mit den eigenen Rollen und dem eigenen Verständnis, kann helfen, sicherer und klarer eine Rolle einzunehmen und diese in der Form zu gestalten, wie Sie selbst darin zufrieden und energievoll wirken können.

 

Haben Sie einen Überblick über Ihre Rollen?

Sind Sie sich betreffend Ihre Rollen selbst im Unklaren, wirkt sich dies auch auf Ihr Umfeld aus. Zwar kann an jede Rolle ein Beipackzettel gehängt werden, der die Rolle definiert, doch es ist nicht Ihr Verständnis und auch nicht das, was Ihr Umfeld in der jeweiligen Rolle von Ihnen erwartet.

 

Was können Sie tun?

Viele von uns definieren sich über ihre Rollen. Rollen, die uns erfüllen oder uns belasten können. Gelingt es, dass Sie sich eine Übersicht über Ihre Rollen verschaffen, können Sie mehr Klarheit darüber gewinnen, welche Erwartungen jeweils an diesen Rollen hängen. Und Sie werden auch erkennen können, welche Rollen für Sie erfüllend sind und welche belastend. D.h. wo fliesst Energie ab und aus welchen Rollen erhalten Sie Energie?

Kleine Übung – 6 Schritte zu mehr Klarheit in Ihren Rollen

Ein Stift und ein Blatt Papier helfen Ihnen, Ihre Rollen-Landkarte zu erstellen und Ihre Einsichten festzuhalten:

  1. Wie sieht Ihr normaler Alltag aus und welche Rollen nehmen Sie an einem solchen Tag ein? Erstellen Sie dazu eine Übersicht mit all Ihren Rollen.
  2. Klären Sie die an die Rollen geknüpften Erwartungen. D.h. notieren Sie sich zu allen Rollen die Erwartungen der anderen und auch Ihre Erwartungen.
    Kennen Sie die Erwartungen der anderen nicht und sind die Personen oder Gremien für Sie wichtig, unbedingt die Erwartungen klären und nicht von Annahmen ausgehen.
  3. Betrachten Sie nun Ihre Übersicht:
    – Gibt es Rollen, bei denen Sie ähnliche Erwartungen haben?
    – Gbit es Rollen und Erwartungen, die immer wieder im Widerspruch stehen?
    – Bei diesen Rollen dürften immer wieder Konflikte auftauchen oder Sie kosten sehr viel Energie.
  4. Welchen Erwartungen wollen Sie gerecht werden? Und welchen nicht?
    Allen Erwartungen gerecht zu werden, ist nicht Sinn und Zweck unseres Lebens. Wichtig jedoch ist, dass Sie sich bewusst überlegen, welchen Erwartungen Sie nachkommen wollen und warum. Überlegen Sie sich auch, wie und in welchem Mass Sie Ihren eigenen Erwartungen an sich in der jeweiligen Rolle gerecht werden wollen und können.
  5. Haben Sie in Ihrer Rollenübersicht ein klareres Bild gewonnen, gibt Ihnen dies die nötige Sicherheit, um zum einen die eigenen Erwartungen in die Rolle einzubringen und zum anderen, von Erwartungen, die Sie nicht erfüllen wollen oder können Abstand zu nehmen.
  6. Diese Sicherheit verhilft Ihnen, Ihre diesbezüglichen Anliegen klar zu kommunizieren. Sie werden erkennen, dass dadurch auch in belasteten Rollen mehr Klarheit und mehr Leichtigkeit möglich ist oder Sie sich sogar von Rollen verabschieden können, die nicht zu Ihnen passen.

Nehmen Sie sich für diese kleine Übung etwas Zeit. Nicht nur für Sie persönlich wird diese Übersicht Klarheit bringen, auch in Partnerschaft und Teams kann ein regelmässiger Austausch darüber sehr hilfreich sein. Viele Spannungen und Konflikte lassen sich auf unklare Rollen und mangelndes Rollenverständnis zurückführen.

Indem Sie für sich die Rollen geklärt haben und sich auch bewusst sind, welche Rollen Sie innehaben, haben Sie ein grösseres Bewusstsein für sich und andere geschaffen. Dies erleichtert Ihnen, klarer und achtsamer in einzelne Situationen hineinzugehen und rascher zu erkennen, in welcher Rolle Sie wie gefragt sind.

Ihnen wünsche ich hilfreiche Einsichten für sich und Ihr Umfeld.

Wir dürfen nicht zulassen, dass uns die begrenzten Wahrnehmungen anderer definieren.

Virginia Satir