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Welche Melodie will durch Sie in die Welt kommen?

Innehalten – Standort bestimmen – träumen – neu orientieren

Eingebunden in unseren Alltag haben viele von uns aufgehört, sich die Frage zu stellen, ob das was wir gerade tun oder ob gar unser Leben so verläuft, wie wir uns das vorgestellt oder erträumt haben. Irgendwann haben wir einen Berufs- und Lebensweg eingeschlagen und leben oder laufen und laufen und laufen wie der Hamster im Rad, ohne irgendwo anzukommen. Ein Leben im Hamsterrad – wollten wir das wirklich?

Dazu eine kleine Geschichte:
Ein Mann geht im Wald spazieren. Nach einer Weile sieht er einen Holzfäller, der hastig und sehr angestrengt dabei ist, einen auf dem Boden liegenden Baumstamm zu zerteilen. Er stöhnt und schwitzt und scheint viel Mühe mit seiner Arbeit zu haben. Der Spaziergänger geht etwas näher heran, um zu sehen warum die Arbeit so schwer ist. Schnell erkennt er den Grund und sagt zu dem Holzfäller: „Guten Tag, ich sehe, dass Sie sich Ihre Arbeit unnötig schwermachen. Ihre Säge ist ja ganz stumpf, warum schärfen Sie sie denn nicht?“ Der Holzfäller schaut nicht einmal hoch, sondern zischt durch die Zähne: „Dazu habe ich keine Zeit, ich muss doch sägen!“.
 

Sind wir nicht alle manchmal der Holzfäller?

So wie in dieser kurzen Geschichte läuft wohl bei einigen von uns das Leben oder das Arbeiten ab. Wie oft halten wir inne und fragen uns, ob dieser Weg eigentlich der Richtige ist, ob unsere Säge noch scharf ist und wir dabei Freude und Lebenslust erfahren? Im Sinne des Holzfällers gedacht: Der Waldarbeiter müsste wahrscheinlich nur halb so viel Kraft und Zeit in seine Arbeit investieren, wenn er den Rat des Spaziergängers beachtet und sein Werkzeug geschärft hätte, um mit Freude und mit mehr Leichtigkeit seine Arbeit zu tun.

Doch wie damit umgehen, wenn man realisiert, dass das was gerade ist, nicht alles ist, was man sich gewünscht oder erträumt hat. Oder dass am Ende der Ferien, der Stress so gross wird, dass sich der Hautausschlag wieder meldet, wenn man an die Arbeit am Montag denkt; oder dass man sich am Montag schon das Wochenende herbeiwünscht, weil einem der Job langweilt und man dann endlich tun kann, wozu man Lust hat. Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Möglicherweise gehören Sie auch zu denjenigen, die das Hamsterrad von innen kennen.

Zweifel – nervig wie Brotbrösmeli im Bett 

Es gibt Zeiten in unserem Leben, wo es ausreicht, einen Job zu haben.
Trotzdem – früher oder später erreichen viele von uns einen Punkt, wo einige Fragen so hartnäckig pieken wie Brotbrösmeli im Bett. Die Lust auf den Alltag im Hamsterrad schwindet. Zwar kann man noch einige Zeit die Augen verschliessen und ignorieren, um Zeit zu schinden. In der Regel wird die Situation dadurch nicht besser. Die kleinen Plagegeister bleiben und damit auch Fragen wie «Ist es das jetzt?» oder «Was will ich eigentlich wirklich?». Wagt man sich in solch einem Moment, doch etwas über den Tellerrand hinaus zu blicken, sind die zweifelnden Gedanken «ich kann doch nicht alles hinschmeissen», «ich muss doch Geld verdienen», «da hängt viel zu viel dran…» nicht weit.

Träume

Erinnern Sie sich noch daran, wovon Sie geträumt haben? Wie sah Ihr Entwurf für Ihr Leben, Ihr Arbeitsleben aus? Träumten Sie vom Hamsterrad? Träumten Sie von einem gut bezahlten Job? Träumten Sie von einer Karriereleiter oder träumten Sie davon, leichten Herzens durch die Welt zu tanzen? Welches sind Ihre Träume?

Entwickeln Sie wieder Mut und nehmen Sie sich Zeit zum Träumen. Träume können eine Türe für den Ausstieg aus dem Hamsterrad sein und Sie auf den Weg zu Ihrer Berufung, zu einem erfüllten Leben bringen. Der Weg in eine wirkliche Berufung finden und gehen, verlangt vertiefte Reflexion und innere Arbeit, wie auch Mut und Engagement. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit den eigenen Kompetenzen, Fähigkeiten, Stärken und Schwächen wie auch mit den tiefsten Leidenschaften, den eigenen Werten, der Motivation, den Visionen, Ideen und den Träumen. All das kann uns helfen, uns unserer grundlegenden Kräfte, die sich wieder und wieder in unserem Leben zeigen, bewusst zu werden, sich mutig den pieksenden Fragen zu stellen und der eigenen Vision leichten Herzens zu folgen.

Persönliche Melodie oder geschärfte Säge 

Ein erfüllender Beruf und ein erfüllendes Leben verbinden diese Kräfte – und Sie bringen damit Ihre ganz persönliche Melodie in die Welt und fühlen sich, als würden Sie getragen von etwas das grösser ist, als ein Jobprofil, ein Neujahrsvorsatz oder ein Aktionsplan es je sein können. Sie bringen Sinn und Orientierung ins Tun, ins Leben, in die Zusammenarbeit, ins Zusammenleben und vieles geht leichter und flüssiger von der Hand, weil Sie Ihre «Säge geschärft», Ihre Vision geklärt haben und bewusst auf dem Pfad Ihrer Grundrichtung gehen.

Ein erster Schritt – die Angst überwinden

Niemals den aktuellen Zustand unreflektiert akzeptieren. Mit aktuellem Zustand meine ich, das was unser Leben und Alltag (Beruf, Arbeitsplatz, Funktion, Privatleben, Gesundheit, Stresspegel usw.) ausmacht – ausser man ist gerade frisch verliebt oder sonst in einem wunderbaren beflügelnden emotionalen Zustand. Dann heisst es einfach: geniessen.

Sofern es nicht dringender Handlungsbedarf gibt oder wir zum Handeln herausgefordert werden, akzeptieren wir häufig diesen aktuellen Zustand. Anders gesagt, wir bleiben in der Komfort-Zone solange uns nicht die Decke auf den Kopf fällt oder wir nicht ernsthaft krank werden.


Ein erster Schritt kann sein, sich trauen, einen Blick über den Tellerrand hinaus zu wagen. Oder wie die Amerikaner wohl sagen würden: «Get out of the box!» Ist das was heute Ihr aktueller Zustand ausmacht, dass was Sie erfüllt und Sie bedingungslos glücklich macht und Sie für den Rest Ihres Berufslebens oder Lebens voll und ganz begeistert und mit viel Freude und Leidenschaft erfüllt? Wenn ja, freuen Sie sich darüber, dass Sie Ihr Leben bewusst und ganz im Sinn Ihrer Grundrichtung leben dürfen. Wenn nein, lohnt es sich möglicherweise, etwas zu ändern. Wenn Sie erkennen, dass in Ihrem Leben Dinge nicht so laufen, wie Sie sich das vorstellen und wie sie Sie glücklich machen, ändern Sie etwas. Erinnern Sie sich an Ihre Träume, halten Sie nach Alternativen Ausschau, wechseln Sie wenn nötig die Richtung, schärfen Sie Ihre Säge und beginnen Sie den Rest Ihres Lebens zur besten Zeit Ihres Lebens zu machen.

Jeder grossartige Traum beginnt mit einem Träumer. Erinnere Dich immer daran, dass Du in Dir die Stärke, die Geduld und die Leidenschaft hast, die Sterne zu erreichen, um die Welt zu verändern.

(Harriet Tubman)
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Selbstfürsorge – mehr als ein Wellness-Wochenende

Die aktuelle Zeit verlangt von uns einiges, bedarf der gegenseitigen Unterstützung und Kooperation. Warum es gerade besonders wichtig ist, auch uns selbst zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass wir gelassener und entspannter durch intensive Zeiten gehen können.

An was denken Sie, wenn Sie «Selbstfürsorge» oder «Self Care» hören? Was bedeutet es für Sie?  Haben Sie einen Bezug dazu? Oder noch persönlicher gefragt: Leben Sie Selbstfürsorge?

Viele denken bei Selbstfürsorge gerne an eine entspannte Runde Joggen, einen gemütlichen Abend in der Bar mit Freunden oder ein Wellness-Wochenende mit allem Drum und Dran? All das ist wunderbar und tut gut. Nur – es ist ein kleiner Teil der Selbstfürsorge. Selbstfürsorge ist viel mehr.

Fürsorge ist ein Gefühl, das viele von uns gut kennen. Wir sorgen dafür, dass es unseren Mitmenschen gut geht aus Liebe, Mitgefühl oder Sympathie. Selbstfürsorge ist vergleichbar mit dem was Sie, sofern Sie schon einmal geflogen sind, im Flugzeug hören können und was im Fall eines Druckabfalls in der Kabine zu tun ist. Die Flugbegleiter*innen erklären, dass man zuerst die Sauerstoffmaske sich selbst anlegen soll und erst danach den Personen hilft, die Hilfe benötigen. Diese Art von gesundem Egoismus können wir auf unser tägliches Leben anwenden. Wie wollen wir andere unterstützen und anderen helfen, wenn wir selbst keine Luft mehr bekommen oder uns ob all der Pflichten, Sorgen und Ängsten die Luft abgeschnürt wird, weil wir zu wenig für uns selbst sorgen?

Für sich selbst zu sorgen, ist eine Haltung und eine Einstellung uns selbst gegenüber und meint, Sorge zu tragen für das eigene körperliche und psychische Wohlbefinden. Die eigenen Bedürfnisse und Gefühle wahr- und ernst zu nehmen, sich damit auseinander zu setzen und sich dafür einzusetzen. Tun wir dies nicht, mag es für viele eine Weile gut gehen, bis irgendwann die Kraft nachlässt, die Reserven aufgebraucht und die Betroffenen ständig genervt und unausgeglichen sind oder gar ausbrennen.

Ich bin überzeugt, dass wir dies alles irgendwie wissen. Viele von uns haben jedoch starke innere Antreiber, Kritiker oder innere Manager:innen, die auf uns einwirken und die Selbstfürsorge sabotieren. Oder wir lassen uns von unseren Bedürfnissen durch Suchttendenzen ablenken.

Die fünf Ebenen der Selbstfürsorge nach Louise Reddemann

Nach Luise Reddemann (deutsche Psychoanalytikerin) gibt es fünf Ebenen der Selbstfürsorge, auf denen – bei jedem/r in unterschiedlicher Gewichtung – Symptome auftreten und wir Selbstfürsorge übernehmen können.

  1. Körperliche Ebene – sich Zeit nehmen für die Gesundheit z.B. sich bewegen ohne sich zu schinden, medizinische Vorsorge, ausgewogene Ernährung, auf den Körper achten und Signale wahrnehmen, ausruhen, entspannen usw.
    Wer gut mit seinem Körper umgeht, erkennt frühzeitig seine Bedürfnisse.
     
  2. Emotionale Ebene – sich mit den eigenen positiven und negativen Gefühlen zu beschäftigen, sie wahrzunehmen und darüber zu sprechen und sie auch zu leben. Dazu gehören Spass haben, Lebensfreude, geniessen können, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, sich den eigenen Ängsten und Sorgen zu stellen.
    Menschen, die Selbstfürsorge aktiv leben, fühlen sich selbst, anstatt Gefühle zu unterdrücken oder zu ersticken.
     
  3. Intellektuelle Ebene – sich mit sich selbst auseinandersetzen, über sich und sein Leben nachdenken, sich mit den eigenen Gedanken, Meinungen, Haltungen auseinandersetzen, Glaubenssätze überprüfen.
    Selbstfürsorge bedeutet, sich Zeit für die ganz persönliche Entwicklung zu nehmen. Wer regelmässig reflektiert, sich mit seinen Glaubenssätzen, Antreibern, inneren Kritikern auseinandersetzt und sich mit seinen Wünschen und Träumen beschäftigt, fördert sein persönliches Wachstum.
     
  4. Soziale Ebene – hier geht es um die Menschen, mit denen wir uns umgeben, die man liebt, die Freizeit teilt oder mit denen man zusammenarbeitet. Dazu gehören auch Kontakte zu pflegen, Konflikte anzusprechen, Grenzen zu kommunizieren, loszulassen.
    Wer gut für sich selbst sorgt, achtet darauf mit welchen Menschen er oder sie sich umgibt. Er oder sie ist sich klar, welche Begegnungen stärken, schwächen oder Energie stehlen und wo er oder sie ohne Angst sich in seiner Persönlichkeit zeigen kann.
     
  5. Spirituelle Ebene – die eigenen Werte und Überzeugungen für sich klar zu sehen, und danach zu leben, das Glas halb voll sehen können, statt halbleer, Dankbarkeit zu empfinden für das was das Leben bereit hält. Offen für neue Inspirationen sein, Hoffnung und Vertrauen pflegen.

Luise Reddemann betont immer wieder, dass Selbstfürsorge intensive Arbeit ist – nichts, was sich im Vorbeigehen und ohne die notwenige Achtsamkeit erarbeiten lässt. Selbstfürsorge ist auch kein einmaliges Ereignis, etwas, das mit einem Wellnesstag erledigt ist.

Die Sorge um uns selbst ist ein längerer und kontinuierlicher Prozess. Ein Prozess, der uns als Menschen immer wieder aufs Neue fordert und fördert und uns in unserem ganz persönlichen Wachstum weiterbringt.

Was tun Sie für Ihre Selbstfürsorge? Ein nächster, bewusster Schritt lohnt sich!


Eine einfühlsame Haltung ist nicht immer einfach da, sondern entsteht immer wieder, wenn wir gut für uns sorgen und uns selbst nähren.

(Marshall B. Rosenberg)

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Wie gut sind Sie im Zuhören?

Ob am Arbeitsplatz, zu Hause, in der Schule, in privaten Beziehungen überall werden Gespräche geführt. Wir argumentieren, ringen, debattieren, streiten mit viel Einsatz und Kraft und versuchen unsere Sicht einzubringen, die anderen für unsere Perspektive zu gewinnen oder uns durchzusetzen. Aus Erfahrung ist der Erfolg solcher Gespräche nicht immer nachhaltig und die gleichen Themen tauchen immer wieder auf.
 
Was in diesen Gesprächen häufig fehlt, ist die Bereitschaft des wirklichen und echten Zuhörens. Wir hören zwar zu, doch parallel läuft bereits ein innerer Prozess, um danach unser Gegenargument einbringen oder antworten zu können.
 
Wie hören wir zu? Uns selbst und anderen? Zuhören – echtes Zuhören – ist etwas, was uns oft nicht leichtfällt oder wir auch nur selten wirklich können. Echtes Zuhören ist eine Königsdisziplin oder eine Königinnen-Disziplin und wirklich angewendet, ein Geschenk für uns und andere.

Echtes, achtsames Zuhören findet auf mehreren Ebenen statt

Interpersonelle Ebene: Es ist die Ebene, auf der ein Mensch in sein eigenes inneres Erleben hineinhört.

Zwischenmenschliche Ebene: Auf dieser Ebene ist eine Person darauf konzentriert, einer oder mehreren anderen Personen zuzuhören. Wir sind all zu oft damit beschäftigt, darüber nachzudenken, war wir sagen werden, wenn wir an der Reihe sind zu sprechen. Es ist jedoch die Art und Weise, wie wir zuhören, die transformativ wirken kann.

Gruppenebene: Auf Gruppenebene hören eine oder mehrere Personen tief auf die Stimmen vieler anderer.

Aufmerksam sein und beobachten sind Schritte zu echtem und achtsamen Zuhören.

Schlüsselelemente

Anwesend sein: Ihr Fokus liegt auf der Person, ohne Ablenkungen

  • Störungen beseitigen (Geräte stumm schalten, Arbeitsbereich geordnet halten)
  • sich Zeit nehmen für ein Gespräch und auch für die Vorbereitung auf ein Gespräch. Bewusst 1 – 2 Minuten, um die eigenen Gedanken zu ordnen, sind gut investiert.

Empathie: Wir sehen die Welt durch unsere Erfahrungen und Überzeugungen. Empathisch sein heisst: eine Situation aus der Perspektive eines anderen wahrnehmen.

Achte auf deine «Signale»: Signale sind eigene Gedanken, physische Reaktionen, Gefühle, die Sie während dem Gespräch wahrnehmen. Diese können ablenken, Ideen blockieren, Lösungen verhindern. Nehmen Sie diese wahr, allenfalls halten Sie im Gespräch einen Moment inne, verlangsamen das Gespräch und gehen den Signalen nach.

Je nach Gespräch können Sie auch sagen: «Ich hänge noch an Ihrer Aussage zu … nach. Können wir darauf zurückkommen. Ich habe noch nicht verstanden, wie Sie das meinen.»

Vorteile des echten und achtsamen Zuhörens

  • Echtes Zuhören ruft Präsenz hervor, die manche als tieferes Zuhören, als Offenheit jenseits der eigenen Vorurteile definieren.
  • Echtes Zuhören ermöglicht es Ihnen, sich ohne Vorannahmen und Vorurteile zu engagieren.
  • Schafft Vertrauen, indem Sie das was andere sagen, wertschätzen und ernst nehmen.
  • Kultiviert echte Verbindungen und Beziehungen mit anderen – die Qualität der Aufmerksamkeit beeinflusst die Qualität des Gesprächs.
  • Hilft zu klären, was wirklich vor sich geht, dass das was unter der Oberfläche blubbert zum Vorschein kommen darf.

 

«Menschen wollen, dass Sie ihre Motivation und die Erklärung für ihr Verhalten in ihren eigenen Begriffen verstehen. Das Schaffen alternativer Interpretationen, das Hören auf das, was sich hinter den Worten verbirgt, ist von Natur aus provokant und notwendig, wenn Sie die wirklichen Probleme, Ängste und Konflikte ansprechen wollen.» (Ronald Heifetz, Leadership on the Line).

Anwenden und Üben

Gruppenebene

Eine Übung für echtes Zuhören auf der Ebene der Gruppe beinhaltet das Hören auf Muster und Themen und die Synthese dessen, was Sie hören. Hören Sie auf das, was auch noch im Raum ist und noch nicht ausgesprochen wurde

Individuelle Ebene

In meiner Coaching-Praxis begegne ich immer wieder Führungspersonen, die gerne sprechen, sich mitteilen wollen, kaum zum Unterbrechen sind. Das mag zu Beginn sehr interessant sein. Stellt sich dies jedoch als die Kommunikationsart heraus, die diese Führungsperson auch im Alltag pflegt, stellt sich mir die Frage wer wem noch zuhört?

Eine Übung für wirkliches Zuhören auf der individuellen Ebene ist, auf das zu hören, was in der Person, also in mir selbst, lebendig ist und noch nicht ausgesprochen wurde. Was sind die tieferen Nöte, Wünsche, Gefühle, Emotionen, Sehnsüchte, Bedürfnisse, Ängste, Befürchtungen von mir selbst? Was drücke ich möglicherweise aus ohne dass es mir bewusst ist? Welche Signale sende ich? Und wie oft höre ich mir wirklich und echt zu?

Ich glaube daran, dass das grösste Geschenk, das ich von jemandem empfangen kann, ist, gesehen, gehört, verstanden und berührt zu werden.
Das grösste Geschenk, das ich geben kann, ist, den anderen zu sehen, zu hören, zu verstehen und zu berühren.
Wenn dies geschieht, entsteht Beziehung.

(Virginia Satir)
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Lass los und du hast die Hände frei…

…so ähnlich lautete bereits Katrin Wiederkehrs Buch, das ich vor Jahren in den Händen hielt. Jetzt beim Aufräumen meines Bücherregals ist es mir wieder begegnet. Zahlreich sind heute Bücher, Artikel, Blogs und vieles mehr zu diesem Thema.

Loslassen … lass los … immer wieder taucht dieses Wort oder dieser Hinweis auf. Sei dies im privaten oder im beruflichen Alltag und er begegnet wohl nicht nur mir immer wieder. Loslassen soll man Gewohnheiten, Ängste, Menschen, Überzeugungen, Anspannung, Beziehungen,,Gewicht, Gedanken, usw. dann wird alles leichter – so die Vorhersagen.

Wäre es so einfach, würden dazu nicht zahlreiche Ratgeber geschrieben, den Loslassen ist nicht damit getan, einen Schalter umzulegen.

Einfach loslassen? Und warum es doch nicht so einfach ist…

Ob in Organisationen wenn’s um Veränderungsprozesse geht oder auch von Führungspersonen, wenn Mitarbeitende ihren Vorstellungen nicht entsprechen höre ich öfters „der oder die kann einfach nicht loslassen…“.

Ist es so einfach zu sagen, „der oder die kann nicht loslassen“? Sind wir nicht immer wieder dazu aufgefordert, loszulassen? Bei Vielem hat das Loslassen keine besondere Bedeutung. Wer denkt den zum Beispiel daran, dass er beim Kauf eines neuen Schreibstifts den Alten loslässt?

Bei grösseren Veränderungen realisieren wir viel bewusster, das loslassen gefragt ist und festhalten wohl nicht länger geht. Nur – was gewinne ich oder was verliere ich? Wann ist der richtige Zeitpunkt? Wie lange kann ich noch am Alten festhalten und wann ist es Zeit, loszulassen bzw. wann muss ich vielleicht auch loslassen? Kann ich nicht doch noch im Alten bleiben bis zur Pension? Wenn Veränderungen beispielsweise im Arbeitsleben von aussen lanciert und der Einführungstermin für ein neues Produkt, einen neuen Arbeitsprozess, eine neue Technologie oder eine neue Form der Zusammenarbeit gesetzt werden, gibt dies einen zeitlichen Fokus oder auch Druck. Wenn ein eingefahrenes Verhalten nicht mehr funktioniert und ich mir wünsche, etwas zu verändern, muss ich mich selbst bewegen, Neues wagen und das Alte loslassen.

Wie und warum halten wir an etwas fest?

Jeder Mensch geht mit Herausforderungen anders um. Und diese Herausforderungen hinterlassen bei jedem Mensch auch andere emotionale Abdrücke. Einfache Ratschläge helfen also nicht.

Gründe können sein:

  • Verlustängste:
    • Wie werde ich im Unternehmen angesehen, wenn ich plötzlich meine Position aufgebe?
    • Wenn ich dies nicht tue oder da nicht mitmache, habe ich dann noch einen Job?
    • Verliere ich meinen Job, kann ich meine Rechnungen nicht mehr bezahlen?
    • Wenn ich dies nicht mehr tue, was dann? Angst vor innerer Leere oder einer Lücke.
    • Verliere ich meinen Partner, bin ich dann einsam.
    • Ich habe bereits jemanden verloren und möchte dies nicht noch einmal erleben…
  • Was kommt danach?
    • Bei Veränderungsprojekten gilt es immer auch, den Gewinn für die Mitarbeitenden im Auge zu behalten. Lässt sich für den /die Mitarbeiter:in ein Gewinn ableiten, kann der Schritt leichter fallen. Ohne erkennbaren Gewinn für die Mitarbeitenden wird der Weg steiniger.
  • Bequemlichkeit
    • Der Arbeitsweg ist praktisch und man möchte darauf nicht verzichten. Nimmt lieber die unangenehme Situation am Arbeitsplatz in Kauf.
    • Möchte jemand mehr Kontakt zu anderen Menschen, müsste er oder sie sich nach aussen bewegen und das ist unangenehm.

Loslassen – Zulassen ?!

Oft verwechseln wir loslassen mit loswerden. Loslassen bedeutet, etwas mit Mitgefühl gehen und sich verändern lassen, weil es für die heutige aktuelle Zeit und Lebens- bzw. Arbeitssituation nicht mehr notwendig oder zweckmässig ist. In diesem Sinne heisst loslassen auch transformieren und sich weiter entwickeln. Dazu gehören Fehler machen, hinfallen, wieder aufstehen, unbequem werden, vielleicht für den Moment einsam, weil die neuen Freunde noch nicht da sind, weniger angesehen, weil wir noch nicht Meister/innen im Fach sind… Loslassen braucht auch Entscheide fällen, dran bleiben, sich verunsichern lassen und manches mehr.

Wie kann es gelingen?

Zu Beginn lohnt es sich, einen grösseren Blickwinkel über die gesamte Situation zu erhalten. Dazu hilft die kleine Brücke ERKENNEN – WAHRNEHMEN – LOSLASSEN

  • Erkennen, wie die Situation entstanden ist und was sie aufrecht hält
    Beispiel: das Team war klein, sehr familiär, nun ist es plötzlich viel grösser; neue und langjährige Mitarbeitende, Beziehungen sind weniger familiär usw. – jetzt heisst es vermehrt Führung wahrnehmen, Orientierung schaffen, weniger beim Team sein, mehr Rollenklarheit gewinnen und erzeugen.
    Wären Sie in dieser Situation, was würde Sie daran hindern, das alte Team loszulassen? Sind es Ängste, Zweifel, die das Loslassen verhindern? Welche Befürchtungen, Sorgen, Gedanken stecken dahinter?
  • Nehmen Sie wahr, welches Ihre Glaubenssätze oder Ihre inneren Kritiker hinter den Ängsten, Zweifeln, Sorgen sind? Es nicht zu schaffen, zu versagen, sich zu exponieren, nicht zu genügen.
    Gestehen Sie sich ein, dass es Ihre Gefühle sind! Nicht das Team hat die Zweifel. Nehmen Sie bewusst wahr, wie diese Gefühle und Gedanken Ihr Handeln blockieren. Es ist an dieser Stelle wichtig, diese Ängste bewusst wahrzunehmen, zu spüren und die nötigen Schritte abzuleiten, damit Sie wieder in den Fluss kommen und Ihre emotionale Staumauer sich auflösen kann.
     
  • Loslassen: Jetzt fällt es Ihnen leichter loszulassen, dem Team etwas zu zutrauen und sich auf die eigentliche Führungsrolle mit mehr Klarheit und Rollenbewusstsein zu konzentrieren. Damit kommen Sie automatisch wieder mehr in Ihr Vertrauen, wenn Sie Ihre Ängste, die hinter den Sorgen und Befürchtungen verborgen sind, bewusst wahrnehmen.

Diese Hilfestellung kann Sie darin unterstützen, das anzunehmen was ist, damit sich diese unterschwelligen, irritierenden Gefühle auflösen können. Nun können Sie die Aufmerksamkeit davon wegnehmen und loslassen. Mit Ihrer Unterstützung entwickelt sich das neue Team und erhält ein anderes Gesicht als das bisherige familiäre Team.


Alles ist ein Prozess – auch loslassen. Deshalb lade ich Sie ein, dieses Experiment in Ihren Alltag zu integrieren und immer wieder mal auszuprobieren. Je öfter Sie es anwenden, umso wirkungsvoller wird es sein!

Loslassen ist mitunter ein schwieriger Prozess und er begleitet unser gesamtes Leben, Dinge loszulassen, wenn wir uns verändern wollen. Wollen wir uns weiter entwickeln, kann dies nur funktionieren, wenn wir neue Wege gehen. Also muss alt hergebrachtes hinter uns gelassen werden.

Ihnen wünsche ich wunderbare persönliche und berufliche Entwicklungen und ein leichtes Loslassen von all den Dingen, die Sie bei Ihrer Entwicklung behindern.


Die Kunst eines erfüllten Lebens ist die Kunst des Lassens: Zulassen, Weglassen, Loslassen.

(Ernst Ferstl)

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Rang, Macht und Privilegien beeinflussen unsere Beziehungen

Haben Sie sich auch schon gewundert, warum Sie sich manchmal in einem Gespräch minderwertig fühlen? In einem anderen Gespräch dagegen fühlen Sie sich grösser als Sie sich selber sehen? Ein Indiz dafür können Rangunterschiede sein.

Wenn sich zwei Menschen begegnen, treffen unterschiedliche Welten aufeinander. Oft versuchen wir die Verschiedenheit unserer Wahrnehmung der Welt klein zu halten, um die „Harmonie“ in Beziehungen nicht zu gefährden. Die Verschiedenheit unserer Erfahrungen und Wahrnehmungen der Welt lassen eine Rangstruktur durchscheinen, die jede Beziehung beeinflusst.

Rang existiert auf verschiedenen Ebenen und wird durch Signale eingebracht z.B. durch Haltung, Ton, Lautstärke, Kleider, Sprache, Gestik, Mimik usw. Den eigenen Rang kann man nicht verstecken. Drückt man den eigenen Rang nicht kongruent aus, wird er in sogenannten Doppelsignalen sicht- und wahrnehmbar.


Rangkategorien nach Arnold Mindell

Sozio-ökonomischer Rang: Geerbt oder erworben >  Hautfarbe, Geschlecht, Nationalität, Gesellschaftsschicht, Finanzkraft, Körperkraft, – grösse, Gesundheit, Bildung, Kompetenz, Religion, Familienstand, sexuelle Orientierung, Alter, Rationalität oder Emotionalität, Lautstärke der Stimme

Kontextueller und struktureller Rang: Innerhalb einer Organisation oder eines Arbeitsplatzes, Hierarchie, Grösse des Büros, wie und wo der Arbeitsplatz angeordnet ist, Entschädigungen, Geschäftsauto, kulturelle Normen innerhalb Organisation etc.  Wie lange bin ich dabei? Wie beliebt bin ich? Wie vernetzt?

Psychologischer / spiritueller Rang: Lebenserfahrung, bewältigen von schwierigen Lebenssituationen, wie ausgeglichen, balanciert bin ich, wie gut kann ich mich ausdrücken, einfühlen in andere, anders Denkende oder Handelnde? Wie verhalte ich mich in Stresssituationen, oder in Konflikten? Fühle ich mich von etwas Grösserem getragen, mit einer grösseren Kraft / der Natur verbunden?

Rang und Privilegien

Mit jedem Rang sind Privilegien verbunden. Wer in stabilen finanziellen Verhältnissen lebt (sozio-ökonomischer Rang) hat das Privileg, in einem Restaurant zu essen, wenn er Hunger hat. Eine Führungsperson in einem Unternehmen hat das Privileg, den Vorschlag eines Mitarbeiters abzulehnen, wenn er ihm nicht gefällt (struktureller Rang). Jemand der viel an sich gearbeitet hat, kann in einer schwierigen Beziehungssituation das Gespräch vorschlagen und dabei  sich selbst und auch sein Gegenüber unterstützen (psychologischer Rang).

Tiefer Rang – hoher Rang

Wir alle können relativ rasch Eigenschaften oder Besitztümer aufzählen, die uns fehlen und die wir anstreben oder gerne hätten. Wir wissen genau in welchen Feldern uns Rang fehlt, wo wir dauernd kämpfen und uns rechtfertigen müssen. Im Gegenzug haben wir wenig Bewusstsein über unseren eigenen Rang und unsere Privilegien. Diese Unbewusstheit führt zu vielen Missverständnissen und zu Verletzungen.

Ein Beispiel: Wenn Sie in der Führung eines Mitarbeiters einfach nicht weiter kommen und all Ihre Versuche, die anstehenden Schwierigkeiten zu überwinden, an einer stoischen Passivität scheitern, fühlen Sie sich in diesem Prozess im Vergleich zu Ihrem Gegenüber klein oder in einem tieferen Rang; es gelingt Ihnen nicht, Ihren Mitarbeiter zu mobilisieren. Sie fühlen sich als Opfer in der Situation.

Rang und Konflikt

Etwas genauer betrachtet, könnte diese Situation für beide Seiten deckungsgleich sein: «Ich befinde mich im Kampf mit einem übermächtigen Gegenüber, das sich nicht bewegen lässt oder mich nicht versteht.» Beide Seiten erfahren sich als Opfer und werden immer hoffnungsloser. Das ist eine typische Konfliktsituation, wie sie sich auf der Welt überall beobachten lässt. Sie ist eine der Grundbedingungen für Eskalation in Konflikten: Je schwächer und machtloser sich die beiden Konfliktparteien fühlen, umso erbarmungsloser wird der „Krieg“ geführt.

Solange keine Seite den Zugang zur eigenen Kraft findet und damit Verantwortung für den eigenen Rang übernimmt, kommt es zu keiner Deeskalation. Beide Opfer verteidigen sich gegen die dominante und ignorante Kraft auf der anderen Seite. Damit sich diese Dynamik umdrehen lässt und sich Konflikte lösen lassen, muss mindestens eine Seite über ihren eigenen Schatten springen und sich damit identifizieren, „stark“ zu sein und sich mit dem eigenen hohen Rang identifizieren.

Ein Schlüssel: Rang-bewusst

Der Schlüssel zu einem Zusammenleben und Zusammenarbeiten mit tragfähigen Beziehungen liegt unter anderem darin, dass alle Beteiligten mehr über die Beschaffenheit und Wirkung ihres eigenen Rangs verstehen und sich diese Kraft zugänglich machen. Wenn ich meinen Rang nicht annehme, verliere ich an Kraft und Authentizität.

Beispiel: Der frisch eingesetzte 32-jährige Ausbildungsleiter will mit allen Lernenden regelmässig ein Gespräch führen. Er lädt sie in sein Büro ein und das Gespräch sollte ohne Agenda einen eher informellen Charakter haben. Der Gedanke des Ausbildungsleiters: sie sind ja nicht viel jünger als ich und ich habe vor Jahren auch hier meine Lehre absolviert. Im Gespräch verhielten sich die Lernenden freundlich, zurückhaltend und äusserten sich wenig spontan.

Was ist passiert? Der Ausbildungsleiter ist sich der Gesprächssituation und der Rollen wenig bewusst. Kraft seiner Funktion erteilt er den Lernenden Anweisungen, kontrolliert Aufgaben und Lehrzeugnisse, nimmt Beurteilungen der Lernenden vor, empfiehlt sie für Weiteranstellung nach der Lehre usw. Viele Faktoren, welche das Weiterkommen der Lernenden im Unternehmen beeinflussen.
In diesem Kontext ist es ein Irrtum anzunehmen, dass sich die abhängigen Lernenden offen und unbefangen verhalten würden. Auch wenn hinter dem Treffen gute Absichten stecken.  Werden diese Treffen in derselben Art fortgeführt und  die Rangunterschiede weder benannt noch berücksichtigt, kann dies dazu führen, dass die Rangniederen Widerstand (z.B. störendes Verhalten, Aggressivität) entwickeln, weil sie immer wieder in diese „Zwangslage“ gebracht werden.

Arnold Mindell sagt dazu: „Rang ist wie eine Droge, je mehr ich davon habe, umso weniger ist mir bewusst, wie ich andere damit negativ beeinflusse. Es geht nicht darum, Rang zu überwinden, sondern ihn wahrzunehmen und konstruktiv zu nutzen.” oder anders gesagt: „Rang unbewusst nutzen ist wie Gift, Rang bewusst nutzen ist wie Medizin für eine Beziehung.“

Schritte zu Rangbewusstsein

Sie können damit beginnen, eine Bestandesaufnahme Ihres eigenen Rangs zu erstellen und schauen, wie Ihr jeweiliger Rang Ihr Verhalten und die Reaktionen auf andere beeinflusst. Wenn dies auch von anderen im Team oder der Organisation an die Hand genommen, darüber gesprochen und geteilt wird, kann es die Interaktionen und das Verhalten in einer Organisation verändern.

Der Zweck der nachfolgenden Aufgabe ist es, rangbewusst zu werden um den eigenen Rang sorgfältig nutzen zu können. Den ersten Schritt der Aufgabe dient zur eigenen Auseinandersetzung mit Rang. Gleichzeitig kann dieser Schritt auch mit dem eigenen Team oder einer Gruppe, von der Sie Teil sind, angewendet werden.

Schritt 1

Mit welchem Rang identifizierst du dich? Versuche so konkret und genau die Situationen zu betrachten in denen du

  • Sozio-ökonomischer Rang
  • Kontextueller, struktureller Rang
  • Psychologisch, spiritueller Rang 

hast. Notiere die Antworten und denk darüber nach, wie diese Ränge dich fühlen und/oder handeln lassen. Notiere auch dies.

Schritt 2

Teile mit einer anderen Person deine Einsichten und Notizen, welche diese Aufgabe ebenfalls gelöst hat. Beginnt damit, indem ihr eure hohen Ränge feiert. D.h. auch den hohen Rang annehmen.

Erinnere dich, dass Rang einfach ist und beim bewussten Besetzen dieses Rangs, sich Menschen mit tieferem Rang durch deine Bewusstheit und Sorgfalt im Umgang mit deinem hohen Rang weniger negativ betroffen (herabgesetzt, minderwertig, an den Rand gestellt) fühlen. Den hohen Rang nicht annehmen, irritiert bei der Gegenseite.

In der Gruppe können anschliessend ein gegenseitiges Feedback und eine Diskussion stattfinden. Weiter kann gemeinsam darüber nachgedacht werden, wie Rang die Beziehungen in der Gruppe beeinflusst.

Rang konstruktiv genutzt, ist Medizin für jede Beziehung!

(Reini Hauser)
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Krankheit – ein Weckruf?

Was wäre, wenn Krankheit ein Kommunikationssignal wäre…

Die Zeit zwischen den Jahren diente mir zum Lesen und Nachlesen von aufgehobenen Artikeln, Newsletter, Büchern. Ein Thema, das mir dabei immer wieder begegnete, waren die Gesundheits- bzw. Krankheitskosten der Schweiz. Nach Statistik sind wir jetzt pro Jahr bei über 84 Milliarden Franken mit steigender Tendenz.

Die Energie folgt der Aufmerksamkeit

Diese Zahlen sind die eine Seite der Medaille, die betroffenen Menschen die andere. Menschen, die Schmerzen, Ängste, Not, Hoffnungslosigkeit, Trauer, Hoffnung, Genesung erfahren. Und ich frage mich – auch weil die Zahl meiner Kundinnen und Kunden mit körperlichen oder psychischen Beschwerden zunimmt – was wir tun können, um mehr Wert auf eine gesunde Lebensweise zu legen. Würden wir über Gesundheit genauso viel reden wie über Krankheiten, böte sich möglicherweise ein anderes Bild. Aus der Psychologie und aus Change-Prozessen kennen wir den Satz: «Die Energie folgt der Aufmerksamkeit.» Ähnlich hat es bereits Marc Aurel festgestellt, dass auf die Dauer «die Seele die Farbe der Gedanken annimmt».

Freude und Wohlbefinden

In einem Coaching versuche ich zum einen, mit Menschen vermehrt über Freude, Gesundheit und Wohlbefinden zu sprechen und das Augenmerk nicht nur auf die Krankheit zu legen. Das kann beispielsweise sein: «Welche Dinge sind gut für Ihren Körper und Ihre Seele?» Zum anderen hilft, das achtsame Entfalten des Symptoms zu verstehen, was die dahinterliegende Botschaft sein kann. Krankheit oder Krankheits-Symptome können uns helfen, tieferliegende und lebenswerte Impulse zu erkennen und unseren Weg neu auszurichten und dadurch wieder frei, energievoll und heil zu werden – voll Lebenslust, Begeisterung, Neugier, Vertrauen und Zuversicht.

Die schöpferische Kraft

Der Körper ist kein Kriegsgebiet oder Feindesland. Es gibt keinen Kampf zu gewinnen oder zu verlieren und es gibt kein Übel das ausgemerzt werden muss oder etwas das man weghaben will. Krankheit und Körpersymptome sind die Art und Weise, wie unser Körper mit uns kommuniziert. Wie hilfreich wäre es, wenn wir unseren Blickwinkel verändern würden und in einer Krankheit oder einem Körpersymptom einen Weckruf sähen, der gehört und Ernstgenommen werden und möglicherweise unserem Leben eine andere Richtung geben will? Nach A. Mindell ist Krankheit nicht nur eine Störung, sondern auch Ausdruck einer schöpferischen Kraft, die sich symbolisch im Symptom äussert.

Fragen zum Weiterdenken

  • Wenn Sie auf vergangene Krankheiten oder Verletzungen zurückschauen, gab es da jeweils einen Zusammenhang zwischen Ihrem körperlichen Zustand und Ihrer geistigen, emotionalen Gesundheit?
  • Haben Sie danach die Balance wieder gefunden und wie haben Sie das geschafft?
  • Wie können Sie heute, egal wie Ihr körperlicher Zustand sein mag, das Leben feiern?
  • Welchen Aktivitäten, die Ihnen Freude machen und Ihnen guttun, könnten Sie sich heute widmen?

Lust auf eine kleine Forschungsreise?

  • Wähle ein aktuelles Symptom, das du jetzt wahrnehmen kannst – sitze still und fühle tief hinein. Was nimmst du wahr?
  • Bleibe bei deinen Körperempfindungen und finde eine Körperhaltung, die dir ermöglicht, noch intensiver zu empfinden? Was nimmst du jetzt wahr?
  • Drücke nun mit einer oder beiden Händen aus, was du als Symptom empfindest.
  • Was würdest du tun, wenn dein Körpersymptom bestimmen könnte, was du tun solltest?
  • Wie würde sich dies auf dein Leben auswirken, wenn du das, was du erkannt hast, mehr in dein Leben einbringen und tun würdest?

 

Mit der Zeit, nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an.

(Marc Aurel)
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Empathie und Führung

Die Rolle und das Bild von Führungspersonen wandeln sich und das nicht erst seit oder durch Homeoffice, Digitalisierungen, Agilität oder anderen Zeiterscheinungen.
 
Mehr und mehr wird für mich sicht- und wahrnehmbar, dass Mitarbeitende und Führungspersonen in einer anderen Form zusammenarbeiten wollen und eine neue Art des Miteinanders suchen, die menschlicher und wertschätzender ist. Das «alte» Modell, in dem die Führungspersonen die Verantwortung tragen und die Mitarbeitenden ihren Job machen, wird abgelöst von einem Modell, welches die Talente und Potentiale aller, d.h. Führungspersonen und Mitarbeitenden und je nachdem auch von Kunden, einbezieht. Gemeinsam werden die Ideen entwickelt, die Aufgaben und Herausforderungen gestaltet und angepackt.
 
Einfühlungsvermögen oder Empathie sind eine Fähigkeit, damit die menschliche und wertschätzende Basis für eine neue Art der Zusammenarbeit gelingen kann.

Was ist Empathie?

Wikipedia beschreibt Empathie als die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden. Was nach Wikipedia ebenfalls zu Empathie gehört, ist die Fähigkeit zu angemessenen Reaktionen auf Gefühle anderer Menschen.
 
Diese Beschreibung gefällt mir, weil es bei der Empathie nicht nur auf die Fähigkeit ankommt, sondern auch auf die Bereitschaft. D.h. dass es darum geht, nicht nur auf die Gefühle angemessen zu reagieren, sondern auch auf den oder die andere einzugehen und damit in die Beziehung «Führungsperson – Mitarbeitende» eine sehr menschliche Seite einzubringen.
 
Oft wird Empathie mit Sympathie oder Mitleid gleichgesetzt. Empathie ist jedoch damit nicht zu verwechseln. Empathie meint eine Offenheit gegenüber der Person ohne vorgefasste Meinung oder Beurteilung. Empathie kann soweit gehen, dass mir der andere Mensch nicht einmal sympathisch sein muss. Als Mitmensch kann ich mich empathisch in seine Sichtweise einfühlen und versuchen, diese zu verstehen.

Voraussetzung für Empathie

Die wichtigste Grundlage, um anderen empathisch begegnen zu können, ist eine grosse Portion Selbstwahrnehmung. Je offener ein Mensch für seine eigenen Emotionen ist, desto besser gelingt es auch, sich in die Gefühle eines anderen Menschen einzufühlen.
 
Oder wie Mohsin Hamid (pakistanischer Schriftsteller) sagt: Empathie heisst, Echo einer anderen Person in sich selbst zu finden.

Was Empathie nicht ist?

Möglicherweise gibt es auch für Sie immer wieder Situationen, in denen Sie nicht so empathisch sind, wie es die Situation erfordert. Mir ist dies auf jeden Fall schon passiert und ich habe Ratschläge gegeben oder etwas relativiert.
 
Was besser nicht gesagt werden soll:

  • Belehrungen «beim nächsten Mal, weisst du, dass …»
  • Ratschläge «sprich doch mit XY, wie er die Situation bewältigt hat»
  • Erklären «X und Y gehören untrennbar zusammen…»
  • Geschichten erzählen «Das erinnert mich an eine Situation aus meinem Leben vor zehn Jahren…»
  • Trösten «das wird schon wieder…»
  • Widersprechen «jetzt übertreib es mal nicht…»
  • Verbessern «sei nicht traurig, das ist nicht so schlimm…»

Was bringt Empathie?

Empathie bringt nicht nur menschlichere Beziehungen, sondern hilft Stress zu reduzieren. Studien zufolge können Menschen mit einer gut entwickelten Empathie wesentlich besser mit Stress umgehen. Negative Emotionen anderer Menschen werfen sie nicht völlig aus der Bahn. Mehr noch: ein entspanntes Zusammenarbeiten und entspanntere Beziehungen erzeugen Gefühle der Zufriedenheit oder sogar des Glücks und diese helfen allen Beteiligten, sich wertgeschätzter zu fühlen und die Zusammenarbeit zu geniessen.
 
Begegnen Sie Ihren Mitarbeitenden mit Empathie fühlen sich die Mitarbeitenden auch wertgeschätzt. Gelingt es Ihnen, auf jede und jeden Ihrer Mitarbeitenden einzugehen und ein Gespür für die einzelnen Menschen zu entwickeln, können Sie beim Delegieren von Aufgaben oder in der Kommunikation noch spezifischer die Talente, das Können und die Eigenheiten des Einzelnen berücksichtigen.

Führen auf Augenhöhe und mit Respekt gelingt nur mit Empathie!

Empathie ist lernbar

Sie haben Lust und Interesse Ihre Empathie zu steigern? Diese Tipps können helfen:

Unvoreingenommenheit – um empathisch zu sein, braucht es eine vorurteilsfreie Haltung. Haben Sie bereits eine vorgefasste Meinung der Person oder der Situation gegenüber, ist es schwierig, die Perspektive des anderen kennen zu lernen. Werfen Sie Ihre vorgefasste Meinung über Board und lassen Sie sich auf das Gegenüber und die Situation ein – immer wieder neu.

Interesse – zeigen Sie echtes Interesse am anderen Menschen, seiner Situation und seiner Perspektive. Sie wollen Ihrem Mitarbeiter oder Ihrer Mitarbeiterin unvoreingenommen zuhören?  Das geht nur mit Interesse. Nur so können Sie wertvolle Hinweise erhalten, die für den Aufbau und die Pflege der Beziehungen zu Ihren Mitarbeitenden hilfreich sind.

Fragen, nachfragen – Fragen, um zu verstehen, ist einer der wichtigsten Aspekte empathisch mit anderen umgehen zu können. Vorgefasste Meinungen oder Eindrücke können nur durch nachfragen als das erkannt werden, was sie sind.

Verständnis – Haben Sie schon einmal das Gefühl gehabt, von einer anderen Person so richtig verstanden zu werden? Möglicherweise war Ihnen diese Person nachher noch sympathischer als bisher oder sie fühlten sich mit dieser Person verbundener. Gelingt es Ihnen Ihrem Gegenüber mit einer echten und offenen Haltung sagen zu können «das kann ich gut nachvollziehen» oder «ich kann Ihre Sicht gut verstehen» erzeugen Sie ein Gefühl von Verbundenheit. Auf der Basis dieses Gefühls sind Lösungen und nächste Schritte häufig einfacher zu gehen.   

Als empathische Führungskraft gelingt Ihnen etwas wunderbares: Sie ermöglichen Ihren Mitarbeitenden in ihre eigene Grösse zu kommen und zu wachsen.


Empathie ermöglicht es uns, die Kluft zwischen unserer Sicht der Dinge und der Art und Weise, wie andere es erleben, zu überbrücken.

(Tanveer Naseer)

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4 Schritte, um Empathie zu leben

Empathie ist die Grundlage des menschlichen Zusammenlebens und Zusammenarbeitens.

Wir haben Empathie noch nie so nötig gebraucht wie heute. In unserer turbulenten Welt, in der die Menschen leicht zu spalten sind, brauchen wir Führungspersonen, die sich in Empathie üben und sich bemühen, die Perspektiven der Menschen um sie herum zu verstehen.

Schritt 1: Perspektive einnehmen

Bei der Empathie geht es darum, sich in die Lage eines anderen zu versetzen und zu versuchen, die Dinge aus dessen Perspektive zu sehen. Wenn du dich in Empathie übst, stellst du dir eine Zeit vor, in der du dich ähnlich gefühlt oder eine ähnliche Erfahrung gemacht hast. Wenn du dich verletzlich machst und deine früheren Erfahrungen aufdeckst, kannst du dich besser in die Lage der anderen Person versetzen. 

Schritt 2: Nicht urteilen

Wir alle tappen in die Falle, vorschnelle Urteile über jemanden zu fällen. Nicht zu urteilen bedeutet, einfach zuzuhören, ohne voreilige Schlüsse zu ziehen. Um Empathie zu üben, müssen wir zuhören und verstehen.

Schritt 3: Erkennen von Emotionen, die jemand anderes empfindet

Versuche beim Zuhören zu erkennen, welche Emotion die andere Person empfindet. Ist es Hass, Wut, Frustration, Traurigkeit, Glück oder eine Vielzahl anderer Gefühle? Das Erkennen der Emotion kann dir helfen zu verstehen, was die andere Person fühlt.
 

Schitt 4: Kommuniziere, dass du eine Emotion verstehst

Wenn du die Perspektive und die Emotionen einer anderen Person erkennst und du dich damit identifizieren kannst, lass die Person wissen, dass du sie verstehst. Wenn du dein Verständnis vermittelst, baust du eine Verbindung auf und kannst entsprechend reagieren.
 

Empathie ist der Grundstein für den Aufbau starker Beziehungen

Wir alle müssen uns zu Hause und am Arbeitsplatz in Empathie üben. Diese vier Schritte helfen uns dabei.


«Empathie fördert die Verbindung, während Sympathie die Trennung fördert.»

(Brené Brown)

Quelle: Brené Brown

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Vertrauen – ein wesentliches Element guter Führung

«BRAVING» – 7 Elemente des Vertrauens (nach Brené Brown)

Stellen Sie sich einen Arbeitsplatz vor, wo es überall an Vertrauen fehlt. Die Mitarbeitenden vertrauen einander nicht, die Führungsperson vertraut dem Mitarbeitenden nicht und auch in der Kultur ist der Mangel an Vertrauen mehr als spürbar.

Möglicherweise würden die Aufgaben irgendwie erledigt, jedoch mit grossen Schwierigkeiten und auf bescheidenem Niveau im Vergleich zu einem Arbeitsplatz, an dem Vertrauen vorherrscht.

Eine der wichtigsten Aufgaben einer Führungsperson ist, dafür zu sorgen, dass ein vertrauensvolles Umfeld geschaffen wird. Das Engagement, die Kreativität und die Sicherheit der Mitarbeitenden ist höher, wen ein grosses Mass an Vertrauen vorhanden ist.

Diese 7 Elemente helfen Ihnen, den Begriff Vertrauen im Alltag real werden zu lassen.

1) Boundaries – Grenzen

Die eigenen Grenzen kennen und benennen, damit andere unsere Grenzen verstehen und respektieren können. Ohne Grenzen gibt es kein Vertrauen.

2) Reliability – Zuverlässigkeit

Zuverlässig ist, wer das was er/sie verspricht auch einhält und tut. Das Vertrauen eines anderen kann nicht gewonnen und verdient werden, wenn man nur einmal zuverlässig ist.

3) Accountability – Verantwortlichkeit

Wir vertrauen Menschen, die zu ihren Fehlern stehen, sich entschuldigen und Wiedergutmachung leisten. Aber andere können das nur tun, wenn wir es ihnen erlauben. Wenn wir jemanden sofort abschreiben, wenn er einen Fehler macht, oder nicht mehr mit ihm reden, geben wir ihm keine Chance, seine Verantwortung wahrzunehmen.

4) Vault – Vertraulichkeit / Tresor

Wir können niemandem vertrauen, wenn er/sie unsere persönlichen Daten ohne unsere Erlaubnis an andere weitergibt. Es muss so sein, als lägen diese Informationen in einem Tresor, zu dem nur die Personen Zugang haben, denen wir sie absichtlich mitgeteilt haben. Klatsch und Tratsch wird oftmals als Mittel genutzt, um schnell Intimität mit jemanden zu erlagen. Wir glauben, dass wir eine solide Verbindung haben, wenn wir mit ihnen heimlich über andere reden können. Brown nennt dies «gefälschtes Vertrauen».

5) Integrity – Integrität

Integrität bedeutet, den Mut der Bequemlichkeit vorzuziehen. Es bedeutet, sich für das Richtige zu entscheiden und nicht für das, was Spass macht, schnell oder einfach ist. Integrität ist mehr als nur das Benennen unserer Werte. Es bedeutet, nach unseren Werten zu leben. Wenn wir mit Integrität leben, schaffen wir nicht nur Vertrauen bei anderen, sondern auch bei uns selbst.

6) Non-Judgement – Nicht-Urteilen / Nicht-Verurteilen

Bei der Nichtbeurteilung geht es darum, jemandem gegenüber verletzlich zu sein, ohne von ihm beurteilt zu werden, während er verletzlich sein kann, ohne von uns beurteilt zu werden. Das anspruchsvolle ist, dass wir in der Regel besser darin sind, Hilfe zu geben, als um Hilfe zu bitten.

Wir denken, dass wir vertrauensvolle Beziehungen zu Menschen aufgebaut haben, die uns wirklich vertrauen, weil wir immer da sind, um zu helfen. Wenn du selbst nicht um Hilfe bitten kannst und diese nicht erwidert wird, ist das keine vertrauensvolle Beziehung.

7) Generosity – Grosszügigkeit

Beziehungen sind nur dann vertrauensvolle Beziehungen, wenn das Gegenüber von meinen Worten, Absichten und Verhaltensweisen das Grosszügigste annehmen kann und sich dann bei mir meldet.

Das könnte so aussehen, dass uns jemand sagt, er/sie sei verletzt, weil wir an einem wichtigen Tag nicht angerufen haben, aber er/sie nimmt an, dass wir es einfach vergessen haben oder beschäftigt waren. Das gibt uns die Möglichkeit, Rechenschaft abzulegen. Und das gilt in beide Richtungen. Es ist wichtig, dass wir auch uns melden und anderen die Möglichkeit geben, Rechenschaft abzulegen. 


Wie sich selbst vertrauen?

Es ist wichtig, dass wir die Komplexität von Vertrauen verstehen und es aufschlüsseln können, damit wir erkennen, warum wir bestimmten Menschen vertrauen und anderen nicht. Anstatt uns dumm oder naiv zu fühlen, weil wir jemandem vertraut haben, der sich als unzuverlässig erwiesen hat, können wir herausfinden, was genau falsch gelaufen ist.

Dies zu wissen kann uns helfen, unser Selbstvertrauen zu stärken. Brown nennt das Beispiel, einen Fehler zu machen. Sie sagt, wir können uns fragen, ob wir unsere Grenzen respektiert haben, ob wir verlässlich waren, ob wir uns selbst zur Rechenschaft gezogen haben und ob wir grosszügig mit uns selbst umgegangen sind.


Vertrauen ist eine Sammlung von kleinen Entscheidungen, die wir jeden Tag treffen.

(Brené Brown)

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Autoritär Führen – verpönt und nicht ausgestorben

In der heutigen Arbeitswelt, in welcher ein Mensch nicht mehr alles wissen und können kann, sind Kooperation und Vernetzung wichtig. Das gilt zweifelsohne auch für Führung und die heutigen Führungspersonen.

Dennoch gelingt es Führungspersonen nicht immer, auf eine autoritäre Führung zu verzichten. Es kann sein, dass in bestimmten Situationen ein klarer Entscheid oder eine klare Anweisung der Führungsperson notwendig ist, beispielsweise in einer Not- oder Krisensituation. Von diesen Situationen möchte ich in der Folge nicht sprechen, sondern von den Situationen, in welchen Führungspersonen an ihre Grenzen kommen und daraus autoritär handeln.

Vielleicht ist Ihnen in Ihrem beruflichen Leben, auch schon einmal eine Person begegnet, die sehr autoritär führte oder Sie haben selbst erfahren, dass Sie in bestimmten Situationen durchaus diesen Führungsstil zu Hilfe nahmen.

Blake und Mouton haben bereits in den sechziger Jahren mit ihrem Managerial GRID auf diese Verhaltensweise aufmerksam gemacht und darauf hingewiesen, dass wir in für uns stressigen Situationen durchaus bereit sind auf einen autoritären Führungsstil auszuweichen.

Was löst diesen Stress aus?

Hat es etwas mit dem eigenen Selbstbewusstsein und Selbstverständnis zu tun? Ist die Führungsperson im Umgang mit anderen unsicher? Sind es alte Geschichten, die die jeweilige Führungsperson triggern? Es kann auch sein, dass eine Führungsperson ihre Kompetenz anzweifelt, befürchtet den Job zu verlieren und dadurch alles unter Kontrolle halten will.

Führungspersonen, die autoritär führen, haben sicher einige von diesen Attributen in ihrem Rucksack. Sind sie sich dessen bewusst, wollen sie häufig damit nicht sichtbar werden. D.h. sie verstecken sich hinter einer kontrollierenden, autoritären Führung und wollen dadurch vermitteln, dass sie alles im Griff haben. Schwäche zeigen, über Gefühle sprechen, ist für Menschen wie sie ein absolutes Tabu oder ganz einfach eine Überforderung.

Führungspersonen, welche einen autoritären Führungsstil pflegen, können durchaus als Fachperson überzeugen. Es mangelt hingegen an der emotionalen Kompetenz. Gelingt es einer Führungsperson die eigenen Gefühle und diejenigen des Gegenübers wahrzunehmen, darüber zu sprechen und sorgfältig damit umzugehen, kann sie Vertrauen und eine entspannte Zusammenarbeit aufbauen. Werden Gefühle und Emotionen unterdrückt, bleibt eine distanzierte und abgegrenzte Beziehung zu den Mitarbeitenden.

Was hilft aus dieser Sackgasse heraus?

Nehmen Sie bei sich selbst den Hang zu einer autoritären Führung oder einer Führung mit viel Kontrolle wahr, gibt es ein paar Schritte, die Sie selbst tun können.

  • Sich selbst bewusst werden, dass man diese Züge hat
  • Wahrnehmen und reflektieren, wie sich das Autoritäre zeigt: hat es etwas damit zu tun, Kontrolle ergreifen zu wollen oder ist es eher eine hilflose Aktion und wirkt dadurch autoritär?
  • Akzeptieren, dass möglicherweise das Autoritäre etwas ist, was schützt. Also ein Art Wächter, der Sie vor unangenehmen Erfahrungen oder Gefühlen schützen will. Reflektieren und erforschen Sie, vor was Sie in diesem Moment geschützt werden und was Sie von sich nicht zeigen wollen.
  • Überprüfen Sie, ob Sie diesen Schutz in dieser Form heute noch benötigen oder ob er in früherer Zeit hilfreich war und heute eher hinderlich ist.
  • Erkunden Sie für sich, wie Sie einen nächsten Schritt in der Führung tun können, ohne dass diese autoritäre Figur zu stark wirkt und Ihnen Raum gibt, bezogener führen zu können.

Lernen Sie sich besser kennen und werden Sie sich Ihren Unsicherheiten bewusst. Dies kann ein erster Schritt zu einer Führung mit mehr innerer Sicherheit sein. Selbstführung kommt vor Führung von Mitarbeitenden. Selbstreflexion ist ein wichtiger Schritt dazu.



Selbstreflexion: Wer in sich geht, kann mehr aus sich selbst herausholen.

(Ernst Ferstl)