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Welche Melodie will durch Sie in die Welt kommen?

Innehalten – Standort bestimmen – träumen – neu orientieren

Eingebunden in unseren Alltag haben viele von uns aufgehört, sich die Frage zu stellen, ob das was wir gerade tun oder ob gar unser Leben so verläuft, wie wir uns das vorgestellt oder erträumt haben. Irgendwann haben wir einen Berufs- und Lebensweg eingeschlagen und leben oder laufen und laufen und laufen wie der Hamster im Rad, ohne irgendwo anzukommen. Ein Leben im Hamsterrad – wollten wir das wirklich?

Dazu eine kleine Geschichte:
Ein Mann geht im Wald spazieren. Nach einer Weile sieht er einen Holzfäller, der hastig und sehr angestrengt dabei ist, einen auf dem Boden liegenden Baumstamm zu zerteilen. Er stöhnt und schwitzt und scheint viel Mühe mit seiner Arbeit zu haben. Der Spaziergänger geht etwas näher heran, um zu sehen warum die Arbeit so schwer ist. Schnell erkennt er den Grund und sagt zu dem Holzfäller: „Guten Tag, ich sehe, dass Sie sich Ihre Arbeit unnötig schwermachen. Ihre Säge ist ja ganz stumpf, warum schärfen Sie sie denn nicht?“ Der Holzfäller schaut nicht einmal hoch, sondern zischt durch die Zähne: „Dazu habe ich keine Zeit, ich muss doch sägen!“.
 

Sind wir nicht alle manchmal der Holzfäller?

So wie in dieser kurzen Geschichte läuft wohl bei einigen von uns das Leben oder das Arbeiten ab. Wie oft halten wir inne und fragen uns, ob dieser Weg eigentlich der Richtige ist, ob unsere Säge noch scharf ist und wir dabei Freude und Lebenslust erfahren? Im Sinne des Holzfällers gedacht: Der Waldarbeiter müsste wahrscheinlich nur halb so viel Kraft und Zeit in seine Arbeit investieren, wenn er den Rat des Spaziergängers beachtet und sein Werkzeug geschärft hätte, um mit Freude und mit mehr Leichtigkeit seine Arbeit zu tun.

Doch wie damit umgehen, wenn man realisiert, dass das was gerade ist, nicht alles ist, was man sich gewünscht oder erträumt hat. Oder dass am Ende der Ferien, der Stress so gross wird, dass sich der Hautausschlag wieder meldet, wenn man an die Arbeit am Montag denkt; oder dass man sich am Montag schon das Wochenende herbeiwünscht, weil einem der Job langweilt und man dann endlich tun kann, wozu man Lust hat. Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor? Möglicherweise gehören Sie auch zu denjenigen, die das Hamsterrad von innen kennen.

Zweifel – nervig wie Brotbrösmeli im Bett 

Es gibt Zeiten in unserem Leben, wo es ausreicht, einen Job zu haben.
Trotzdem – früher oder später erreichen viele von uns einen Punkt, wo einige Fragen so hartnäckig pieken wie Brotbrösmeli im Bett. Die Lust auf den Alltag im Hamsterrad schwindet. Zwar kann man noch einige Zeit die Augen verschliessen und ignorieren, um Zeit zu schinden. In der Regel wird die Situation dadurch nicht besser. Die kleinen Plagegeister bleiben und damit auch Fragen wie «Ist es das jetzt?» oder «Was will ich eigentlich wirklich?». Wagt man sich in solch einem Moment, doch etwas über den Tellerrand hinaus zu blicken, sind die zweifelnden Gedanken «ich kann doch nicht alles hinschmeissen», «ich muss doch Geld verdienen», «da hängt viel zu viel dran…» nicht weit.

Träume

Erinnern Sie sich noch daran, wovon Sie geträumt haben? Wie sah Ihr Entwurf für Ihr Leben, Ihr Arbeitsleben aus? Träumten Sie vom Hamsterrad? Träumten Sie von einem gut bezahlten Job? Träumten Sie von einer Karriereleiter oder träumten Sie davon, leichten Herzens durch die Welt zu tanzen? Welches sind Ihre Träume?

Entwickeln Sie wieder Mut und nehmen Sie sich Zeit zum Träumen. Träume können eine Türe für den Ausstieg aus dem Hamsterrad sein und Sie auf den Weg zu Ihrer Berufung, zu einem erfüllten Leben bringen. Der Weg in eine wirkliche Berufung finden und gehen, verlangt vertiefte Reflexion und innere Arbeit, wie auch Mut und Engagement. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit den eigenen Kompetenzen, Fähigkeiten, Stärken und Schwächen wie auch mit den tiefsten Leidenschaften, den eigenen Werten, der Motivation, den Visionen, Ideen und den Träumen. All das kann uns helfen, uns unserer grundlegenden Kräfte, die sich wieder und wieder in unserem Leben zeigen, bewusst zu werden, sich mutig den pieksenden Fragen zu stellen und der eigenen Vision leichten Herzens zu folgen.

Persönliche Melodie oder geschärfte Säge 

Ein erfüllender Beruf und ein erfüllendes Leben verbinden diese Kräfte – und Sie bringen damit Ihre ganz persönliche Melodie in die Welt und fühlen sich, als würden Sie getragen von etwas das grösser ist, als ein Jobprofil, ein Neujahrsvorsatz oder ein Aktionsplan es je sein können. Sie bringen Sinn und Orientierung ins Tun, ins Leben, in die Zusammenarbeit, ins Zusammenleben und vieles geht leichter und flüssiger von der Hand, weil Sie Ihre «Säge geschärft», Ihre Vision geklärt haben und bewusst auf dem Pfad Ihrer Grundrichtung gehen.

Ein erster Schritt – die Angst überwinden

Niemals den aktuellen Zustand unreflektiert akzeptieren. Mit aktuellem Zustand meine ich, das was unser Leben und Alltag (Beruf, Arbeitsplatz, Funktion, Privatleben, Gesundheit, Stresspegel usw.) ausmacht – ausser man ist gerade frisch verliebt oder sonst in einem wunderbaren beflügelnden emotionalen Zustand. Dann heisst es einfach: geniessen.

Sofern es nicht dringender Handlungsbedarf gibt oder wir zum Handeln herausgefordert werden, akzeptieren wir häufig diesen aktuellen Zustand. Anders gesagt, wir bleiben in der Komfort-Zone solange uns nicht die Decke auf den Kopf fällt oder wir nicht ernsthaft krank werden.


Ein erster Schritt kann sein, sich trauen, einen Blick über den Tellerrand hinaus zu wagen. Oder wie die Amerikaner wohl sagen würden: «Get out of the box!» Ist das was heute Ihr aktueller Zustand ausmacht, dass was Sie erfüllt und Sie bedingungslos glücklich macht und Sie für den Rest Ihres Berufslebens oder Lebens voll und ganz begeistert und mit viel Freude und Leidenschaft erfüllt? Wenn ja, freuen Sie sich darüber, dass Sie Ihr Leben bewusst und ganz im Sinn Ihrer Grundrichtung leben dürfen. Wenn nein, lohnt es sich möglicherweise, etwas zu ändern. Wenn Sie erkennen, dass in Ihrem Leben Dinge nicht so laufen, wie Sie sich das vorstellen und wie sie Sie glücklich machen, ändern Sie etwas. Erinnern Sie sich an Ihre Träume, halten Sie nach Alternativen Ausschau, wechseln Sie wenn nötig die Richtung, schärfen Sie Ihre Säge und beginnen Sie den Rest Ihres Lebens zur besten Zeit Ihres Lebens zu machen.

Jeder grossartige Traum beginnt mit einem Träumer. Erinnere Dich immer daran, dass Du in Dir die Stärke, die Geduld und die Leidenschaft hast, die Sterne zu erreichen, um die Welt zu verändern.

(Harriet Tubman)
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Selbstfürsorge – mehr als ein Wellness-Wochenende

Die aktuelle Zeit verlangt von uns einiges, bedarf der gegenseitigen Unterstützung und Kooperation. Warum es gerade besonders wichtig ist, auch uns selbst zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass wir gelassener und entspannter durch intensive Zeiten gehen können.

An was denken Sie, wenn Sie «Selbstfürsorge» oder «Self Care» hören? Was bedeutet es für Sie?  Haben Sie einen Bezug dazu? Oder noch persönlicher gefragt: Leben Sie Selbstfürsorge?

Viele denken bei Selbstfürsorge gerne an eine entspannte Runde Joggen, einen gemütlichen Abend in der Bar mit Freunden oder ein Wellness-Wochenende mit allem Drum und Dran? All das ist wunderbar und tut gut. Nur – es ist ein kleiner Teil der Selbstfürsorge. Selbstfürsorge ist viel mehr.

Fürsorge ist ein Gefühl, das viele von uns gut kennen. Wir sorgen dafür, dass es unseren Mitmenschen gut geht aus Liebe, Mitgefühl oder Sympathie. Selbstfürsorge ist vergleichbar mit dem was Sie, sofern Sie schon einmal geflogen sind, im Flugzeug hören können und was im Fall eines Druckabfalls in der Kabine zu tun ist. Die Flugbegleiter*innen erklären, dass man zuerst die Sauerstoffmaske sich selbst anlegen soll und erst danach den Personen hilft, die Hilfe benötigen. Diese Art von gesundem Egoismus können wir auf unser tägliches Leben anwenden. Wie wollen wir andere unterstützen und anderen helfen, wenn wir selbst keine Luft mehr bekommen oder uns ob all der Pflichten, Sorgen und Ängsten die Luft abgeschnürt wird, weil wir zu wenig für uns selbst sorgen?

Für sich selbst zu sorgen, ist eine Haltung und eine Einstellung uns selbst gegenüber und meint, Sorge zu tragen für das eigene körperliche und psychische Wohlbefinden. Die eigenen Bedürfnisse und Gefühle wahr- und ernst zu nehmen, sich damit auseinander zu setzen und sich dafür einzusetzen. Tun wir dies nicht, mag es für viele eine Weile gut gehen, bis irgendwann die Kraft nachlässt, die Reserven aufgebraucht und die Betroffenen ständig genervt und unausgeglichen sind oder gar ausbrennen.

Ich bin überzeugt, dass wir dies alles irgendwie wissen. Viele von uns haben jedoch starke innere Antreiber, Kritiker oder innere Manager:innen, die auf uns einwirken und die Selbstfürsorge sabotieren. Oder wir lassen uns von unseren Bedürfnissen durch Suchttendenzen ablenken.

Die fünf Ebenen der Selbstfürsorge nach Louise Reddemann

Nach Luise Reddemann (deutsche Psychoanalytikerin) gibt es fünf Ebenen der Selbstfürsorge, auf denen – bei jedem/r in unterschiedlicher Gewichtung – Symptome auftreten und wir Selbstfürsorge übernehmen können.

  1. Körperliche Ebene – sich Zeit nehmen für die Gesundheit z.B. sich bewegen ohne sich zu schinden, medizinische Vorsorge, ausgewogene Ernährung, auf den Körper achten und Signale wahrnehmen, ausruhen, entspannen usw.
    Wer gut mit seinem Körper umgeht, erkennt frühzeitig seine Bedürfnisse.
     
  2. Emotionale Ebene – sich mit den eigenen positiven und negativen Gefühlen zu beschäftigen, sie wahrzunehmen und darüber zu sprechen und sie auch zu leben. Dazu gehören Spass haben, Lebensfreude, geniessen können, sich Zeit für sich selbst zu nehmen, sich den eigenen Ängsten und Sorgen zu stellen.
    Menschen, die Selbstfürsorge aktiv leben, fühlen sich selbst, anstatt Gefühle zu unterdrücken oder zu ersticken.
     
  3. Intellektuelle Ebene – sich mit sich selbst auseinandersetzen, über sich und sein Leben nachdenken, sich mit den eigenen Gedanken, Meinungen, Haltungen auseinandersetzen, Glaubenssätze überprüfen.
    Selbstfürsorge bedeutet, sich Zeit für die ganz persönliche Entwicklung zu nehmen. Wer regelmässig reflektiert, sich mit seinen Glaubenssätzen, Antreibern, inneren Kritikern auseinandersetzt und sich mit seinen Wünschen und Träumen beschäftigt, fördert sein persönliches Wachstum.
     
  4. Soziale Ebene – hier geht es um die Menschen, mit denen wir uns umgeben, die man liebt, die Freizeit teilt oder mit denen man zusammenarbeitet. Dazu gehören auch Kontakte zu pflegen, Konflikte anzusprechen, Grenzen zu kommunizieren, loszulassen.
    Wer gut für sich selbst sorgt, achtet darauf mit welchen Menschen er oder sie sich umgibt. Er oder sie ist sich klar, welche Begegnungen stärken, schwächen oder Energie stehlen und wo er oder sie ohne Angst sich in seiner Persönlichkeit zeigen kann.
     
  5. Spirituelle Ebene – die eigenen Werte und Überzeugungen für sich klar zu sehen, und danach zu leben, das Glas halb voll sehen können, statt halbleer, Dankbarkeit zu empfinden für das was das Leben bereit hält. Offen für neue Inspirationen sein, Hoffnung und Vertrauen pflegen.

Luise Reddemann betont immer wieder, dass Selbstfürsorge intensive Arbeit ist – nichts, was sich im Vorbeigehen und ohne die notwenige Achtsamkeit erarbeiten lässt. Selbstfürsorge ist auch kein einmaliges Ereignis, etwas, das mit einem Wellnesstag erledigt ist.

Die Sorge um uns selbst ist ein längerer und kontinuierlicher Prozess. Ein Prozess, der uns als Menschen immer wieder aufs Neue fordert und fördert und uns in unserem ganz persönlichen Wachstum weiterbringt.

Was tun Sie für Ihre Selbstfürsorge? Ein nächster, bewusster Schritt lohnt sich!


Eine einfühlsame Haltung ist nicht immer einfach da, sondern entsteht immer wieder, wenn wir gut für uns sorgen und uns selbst nähren.

(Marshall B. Rosenberg)

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Ungelöste Konflikte kosten…

…manchmal mehr, als wir wahrhaben wollen.

«Ich habe so viel zu tun, ich habe nicht noch Zeit mich mit dem Konflikt meiner Mitarbeitenden zu beschäftigen. Für mich sind das alles erwachsene Leute… Wir sind hier doch nicht im Kindergarten…» So ähnlich hörte ich es kürzlich von einer Führungskraft, als er über sein Team und die stressige Situation sprach.
 
Konflikte sind ein normaler und natürlicher Teil unseres Arbeits- und Privatlebens. Konflikte können hilfreich, nützlich oder gar notwendig sein, um Änderungen und Weiterentwicklungen zu ermöglichen, Neues in die Welt zu bringen und Altes loszulassen. Konflikte sind zudem eine Chance, das eigene Potential zu erkennen und kreativ zu werden.

Unbearbeitete Konflikte können Unzufriedenheit, Frust, Hoffnungslosigkeit und andere Emotionen generieren und zu Verhaltensweisen von Rückzug, Dienst nach Vorschrift, innerlicher oder realer Kündigung, Abbruch von Beziehungen, verbaler Gewalt, Krankheit und ähnlichem führen.

Folgen unbearbeiteter innerbetrieblichen Konflikte

Für die Organisation können sich unbeabeiteten Konflikte vielschichtig auswirken. Es geht nicht nur um die Mitarbeiterin oder den Mitarbeiter bzw. die Führungsperson, die unmittelbar in den Konflikt involviert sind, es geht um mehr: nämlich geringere Leistungen, Fehlzeiten, Krankheiten, Fluktuation, Auswirkungen eines Konflikts auf ein ganzes Team, Prozessprobleme, Verzögerungen von Projekten, Fehler, Material-Ausschuss, Produktionseinbussen bis hin zu unzufriedenen Kunden, weil der Service nicht mehr stimmt oder die nötige Innovation nicht vom Fleck kommt. Dies kann zu Imageproblememen führen, sei dies bei Kunden oder bei potenziellen neuen Mitarbeitenden und Führungskräften. Eine Stellenbesetzung kann so noch längere Zeit in Anspruch nehmen.

«Ungelöste Konflikte kommen uns manchmal teurer zu stehen als wir wahrhaben wollen.»

Unbearbeitete Konflikte kosten nicht nur Energie, sie kosten auch Geld.
Zweifelt man daran, helfen heute Konfliktrechner oder ein systematisches Erfassen der direkten und indirekten Konfliktkosten, diese ins Blickfeld zu rücken.

Gefühlte und bezifferbare Konfliktkosten:

  • Verlust an Lebensqualität, Zufriedenheit
  • Stress und Krankheiten
  • Zusammenarbeitsbeziehungen, die Schaden nehmen
  • Verlust von Vertrauen, Anerkennung, Respekt und Fairness
  • Kosten aufgrund nicht genutzter Arbeitszeit
  • Kosten für Konfliktbearbeitungen im Team
  • Kosten aufgrund gesteigerter Fluktuation von Mitarbeitenden
  • Kosten aufgrund von Ersatz mit Temporär-Mitarbeitenden
  • Umsatzverlust durch nicht oder verzögerte Projekte

Eine Studie von KPMG (Deutschland, 2009) zeigt, dass bei Konfliktkosten hohe Einsparungspotenziale möglich sind. Die Umfrage unter 4000 Industrieunternehmen sowie Interviews mit CEOs und Bereichsleiter:innen von Finanz-, Controlling- und Personalabteilungen verschieden grosser Unternehmen brachte unter anderem folgende Ergebnisse:

  • 0 bis 15 Prozent der Arbeitszeit in jedem Unternehmen werden für Konfliktbewältigung verbraucht.
  • 30 bis 50 Prozent der wöchentlichen Arbeitszeit von Führungskräften werden direkt oder indirekt mit der Bewältigung von Konflikten oder Konfliktfolgen verbracht.
  • Fehlzeiten aufgrund betrieblicher Ängste und Mobbing am Arbeitsplatz belasten Unternehmen jährlich mit ca. 30 Milliarden Euro.
  • Die Kosten pro Mobbing-Fall betragen im Durchschnitt 60.000 Euro.
  • Fluktuationskosten, Abfindungszahlungen, Gesundheitskosten aufgrund innerbetrieblicher Konflikte belasten Unternehmen jährlich mit mehreren Milliarden Euro.
  • 25 Prozent des Umsatzes hängen von der Kommunikationsqualität im Unternehmen ab.

„Am teuersten sind laut Umfrage gescheiterte und verschleppte Projekte: Jeder zweite Befragte gibt dafür ungeplant pro Jahr mindestens 50.000 Euro aus; jeder zehnte sogar über 500.000 Euro.“

Die Zahlen in der Schweiz, dürften in einem ähnlichen Rahmen sein. Meine Erfahrung zeigt, dass auch hier oft zu lange zugewartet wird, bis Konflikte Ernst genommen werden.

Wie können Konfliktkosten eingespart werden?

  • Durch gezieltes Konfliktmanagement, welches alle Massnahmen umfasst, die dazu dienen, bestehende Konflikte zu bearbeiten, um die Eskalation oder Verlagerung auf andere (unbeteiligte) Mitarbeitende zu verhindern. 
  • Massnahmen, die dazu dienen, Konflikte gezielt anzugehen und in eine positive Richtung zu lenken, können beispielsweise sein:
    • Coaching
    • Gruppenprozesse nach worldwork
    • Mediation
  • Vorbeugende Massnahmen, um Konflikte frühzeitig zu erkennen, sind beispielsweise den Aufbau von Kommunikations- und Konfliktkompetenzen bei Führungspersonen und Mitarbeitenden.

Ihr Gewinn

Werden vermehrt Konfliktbearbeitungen angepackt, wird auch der «Muskel» Konfliktkompetenz im Team und im Unternehmen trainiert. Aufmerksame Führungskräfte und Mitarbeitende sind zunehmend in der Lage, frühzeitig konflikthafte Situationen zu erkennen, anzusprechen und zu bearbeiten.

Ein wichtiger erster Schritt zum Aufbau einer gesunden Streitkultur und zum Einsparen von Konfliktkosten.

Konflikte und die Bearbeitung von Konflikten
gehen vor!


Der Ärger ist als Gewitter, nicht als Dauerregen gedacht; er soll die Luft reinigen und nicht die Ernte verderben.

(Ernst R. Hauschka)
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Scham – schämen – beschämen

Ihnen ist es möglicherweise auch schon passiert, dass Sie am liebsten vor Scham im Boden versunken oder sich sonst wie unsichtbar gemacht hätten. Scham ist ein Gefühl mit vielen verschiedenen Facetten, dass offenbar zu uns Menschen gehört und viele von uns gut kennen. Empfinden wir Scham, nehmen wir einen Teil von uns wahr, den wir vor anderen verbergen möchten.

Scham – eine kurze Beschreibung

Scham ist an sich ein natürliches Gefühl, wie Liebe Wut oder Trauer. Wer sich schämt, empfindet etwas, das man sieht oder hört, als unangemessen. Scham ist eine Emotion, die wir empfinden, wenn wir das Gefühl haben, dass wir ungenügend sind.

Wer sich schämt, erfährt körperliche Reaktionen, wie erröten, schwitzen, Herzrasen, stottern, Schwindel, Muskelverspannungen usw.
Scham kann unterschiedlich lange andauern und unterschiedlich intensiv wahrgenommen werden. Von flüchtig bis dauerhaft und von leicht bis abgrundtief. Sie wie auch ich arbeiten in Ihrem Berufsalltag mit Menschen und für Menschen. Da Scham ein Gefühl ist, dass in jeder zwischenmenschlichen Begegnung stattfinden kann, ist es hilfreich, dieses Gefühl zu erkennen, zu verstehen und damit auch umgehen zu können.
Scham ist nicht das gleiche wie Beschämung. Scham ist ein Gefühl, dass jede und jeder aus dem inneren Erleben erfährt. Beispielsweise schämt sich eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter, weil ihr oder ihm ein Fehler unterlaufen ist. Beschämung kommt von aussen. Einen anderen Menschen zu beschämen, kann durch blossstellen, verhöhnen, verachten, herabsetzen, ausgrenzen usw. geschehen.

Gespeicherte Erfahrungen

Scham zu erleben, ist für uns alle sehr unangenehm bis sehr schmerzhaft. Noch schmerzhafter ist es, wenn ein Mensch von anderen beschämt wird. Gefühle, die dadurch entstehen, sind kaum zu ertragen. Erfahren und erlittene Beschämungen bleiben in einem Menschen «gespeichert» und können unbewusst an andere weitergegeben werden. Dr. Stephan Marks (Scham – die tabuisierte Emotion) nennt dieses Verhalten «Schamabwehr». D.h. um Schamgefühle nicht mehr zu erleben, werden sie abgewehrt und an andere weitergegeben, in dem diese beschämt werden. Um dieses unerträgliche Gefühl von Scham nicht fühlen zu müssen, werden weniger «unerträgliche» Verhaltensweisen praktiziert.

Abwehrmechanismen

Das, wofür man sich schämt, wird auf andere projiziert.
Um Scham nicht fühlen zu müssen, werden andere beschämt – durch blossstellen, verachten, abwerten, herziehen über andere usw.
Die anderen sollen sich inkompetent fühlen; man zeigt sich durch Unverständlichkeit, intellektualisiert oder wirft mit Fremdwörtern um sich.
keine «schwachen» Gefühle zeigen, dafür äussert man sich meist negativ, sarkastisch oder zynisch.

Die eigenen Selbstwertzweifel soll niemand erkennen, eine Fassade von Arroganz und gespielter Selbstsicherheit wird hochgehalten.
Angriff ist die beste Verteidigung – lieber aktiv als passiv. Gezeigt werden Trotz, Wut, Gewalt- auch verbal.
Man «verschwindet», gibt sich selbst auf und macht sich ganz klein, um nicht beschämt zu werden.

Man verhält sich brav und angepasst, diszipliniert und fleissig; ja nicht auffallen. Dies kann bis zu absolutem Leistungsdenken und Perfektionismus führen.

Wenn es «lebensbedrohlich» ist, bei einem Fehler ertappt zu werden, muss dieser um jeden Preis versteckt werden; z.B. durch Lügen, Ausreden, Rechtfertigungen, Schuldzuweisungen an andere usw.
Verletzbare Emotionen werden «eingefroren» (in der Fachsprache als emotionale Erstarrung bezeichnet). Dies kann zu chronischer Langeweile, Depressionen und im schlimmsten Fall zu Suizid führen.
Schamgefühle werden oft auch durch Suchtmittel betäubt. Die Scham wird dadurch oft noch verstärkt (ich schäme mich, weil ich trinke und ich trinke, weil ich mich schäme).

Scham in Organisationen

Ein Zusammenleben und Zusammenarbeiten ohne Scham wird es wohl nicht geben. Und es müsste auch nicht Ziel sein, Scham abzuschaffen. Scham kann wertvolle Impulse für die Entwicklung von Menschen, Teams und Organisationen beinhalten.

Als Führungsperson werden Sie es kaum vermeiden können, bei Mitarbeitenden allenfalls auch Schamgefühle auszulösen; z.B. durch eine Rückmeldung, eine Korrektur. Wichtig ist: Führen bedeutet nicht beschämen.

Ein kompetenter Umgang mit Scham innerhalb von Organisationen beinhaltet auch, Rückmeldungen geben zu können, ohne andere zu beschämen. Gelingt es, bewusst «überflüssige» Scham zu vermeiden, ist schon viel gewonnen.

Ein erster Schritt im Umgang mit Scham

Ein erster Schritt zum Verhindern, dass Menschen Scham erfahren und beschämt werden, ist, die eigene Scham wahrnehmen. Wo und wie wurden wir von anderen beschämt und wo bzw. wie beschämen wir andere?
Nehmen wir diese Vorgänge wahr und uns bewusst, können wir diese Mechanismen benennen und verändern.

Praktisch könnte dies heissen:

  • Anerkennung: Jeder Mensch hat das Bedürfnis, gesehen, erkannt, anerkannt, wertgeschätzt und geliebt zu werden.
  • Zugehörigkeit: Vermeidbare Scham kann erspart werden, wenn jemand aufgrund seines Verhaltens nicht als «anders» oder «fremd» markiert wird, sondern ihm Zugehörigkeit vermittelt wird.
  • Schutz: Jeder Mensch braucht einen geschützten Raum, wo er sich sicher fühlen darf und es auch tatsächlich ist.

Quelle: Marks, Stephan, Scham – die tabuisierte Emotion


Scham ist die Hüterin der menschlichen Würde.

(Léon Wurmser)

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Am Anfang von Führung steht Selbstführung

Vor bald dreissig Jahren beim Gestalten der Führungsausbildungen stand für uns die Selbstführung am Anfang. Uns war damals wichtig, dass Menschen, die andere Menschen führen wollen, über eine Portion Selbstkenntnisse verfügen müssten. In der Zwischenzeit hat sich viel entwickelt und für Führungspersonen, die wirkungsvoll sein wollen, reicht eine Portion Selbstkenntnis nicht mehr. Es braucht vertiefte Selbstreflexion und Bewusstheit über die eigenen Handlungsmotive.

Wirkung von Selbstführung in der Führungsarbeit

Führungspersonen, deren Augenmerk entweder bei den Mitarbeitenden oder bei den Sachaufgaben liegt, vergessen dabei oft, dass auch sie selbst Teil des Felds sind und dieses bewusst oder unbewusst beeinflussen.
 
Ein Beispiel aus dem Führungsalltag:
Mitarbeiter X präsentiert etwas und Sie schauen, kaum hat er begonnen, auf die Uhr und sagen «brauchst du noch lange…». Ihnen geht das detaillierte Gestotter des Mitarbeiters auf die Nerven und sie mögen gar nicht zuhören, drehen an Ihrem Schreibstift und hoffen, dass er bald fertig ist. Ihre Ungeduld steigt.


Haben Sie sich schon einmal überlegt, ob ein winziger Teil dieser Situation mit Ihnen zu tun hat? Mit Ihren Erfahrungen, Erlebnissen, Ihrer Haltung, Ihren eigenen Bildern und Gefühlen? Wohl eher nicht… oder doch?

Kennen Sie sich selbst gut und haben sich vielleicht selbst schon einmal in einer ähnlichen Situation befunden, stehen Ihnen Ressourcen und Strategien zur Verfügung, mit Ihrem Unmut und Ärger umzugehen und anders als bisher zu reagieren. Sie können allenfalls sogar für einen Teil des Mitarbeiters Empathie entwickeln und kommen aus der persönlichen Ärger-Schlaufe heraus. Als selbstreflektierter Mensch mit einer guten Portion Selbstführung haben Sie die bewusste Wahl, wie Sie in dieser Situation reagieren wollen. Selbstreflexion und Selbstkenntnisse sind die Basis, als Führungsperson wirksam zu sein. Oder anders gesagt: Sie sind am Steuer und nicht nur Passagier.Scham ist an sich ein natürliches Gefühl, wie Liebe Wut oder Trauer. Wer sich schämt, empfindet etwas das man sieht oder hört als unangemessen. Scham ist eine Emotion, die wir empfinden, wenn wir das Gefühl haben, dass wir ungenügend sind.
Wer sich schämt, erfährt körperliche Reaktionen, wie erröten, schwitzen, Herzrasen, stottern, Schwindel, Muskelverspannungen usw.

Selbstführung und was dazugehört

Selbstführung erfordert immer wieder die ehrliche Auseinandersetzung mit sich selbst, den eigenen Handlungsmustern und Antreibern. Man könnte sagen, die Auseinandersetzung mit den eigenen Sonnen- und Schattenseiten.

All zu oft lassen sich Menschen, vor allem wenn sie unter Druck stehen, frustriert oder gestresst sind, von ihren Emotionen leiten. Das «Ego-Programm» beginnt zu laufen und die Auswirkungen können dazu führen, dass beispielsweise eine Führungsperson aus der Rolle fällt und inadäquat zur Rolle reagiert. Das Geschirr ist zerschlagen und der Schaden kann gross sein.

Selbstreflexion und Selbstführung brauchen Zeit und immer wieder die Neugier, sich selbst besser kennen lernen zu wollen.

Menschen mit der Fähigkeit sich selbst zu führen, übernehmen Verantwortung für das eigene Handeln. Für Führungspersonen bedeutet dies, sich verbindlich, berechenbar, klar, zuverlässig im Tun, Handeln und in der Beziehung zu zeigen. Schuldzuweisungen sind für diese Menschen fremd. Menschen mit einer hohen Kompetenz in Selbstführung verfügen häufig über eine innere Stabilität und Stärke, welche eine offene Kultur des Vertrauens und Miteinanders fördert. Eine wertschätzende Haltung und eine Kommunikation auf Augenhöhe verhelfen auch schwierigen und kritischen Gesprächen zu einer konstruktiven Qualität ohne verletzende oder abwertende Absichten.

Mit wohlwollendem Forschen die eigene Selbstführung stärken

Fragen können helfen, Situationen und Erlebnisse aus der eigenen Sicht wie auch aus der Sicht des Gegenübers zu erforschen. Hilfreich können Fragen wie diese sein:

  • Wie geht es mir / fühle ich mich in dieser Situation / mit dieser Aufgabe / mit dieser Person?
  • Aus welchem Grund handle ich, wie ich handle?
  • Wenn ich nichts ändere, wohin führt es mich (normalerweise) dieses Gefühl?
  • Was müsste anders sein, damit ich mich besser / sicherer / kompetenter fühle?
  • Welche Unterstützung brauche ich selbst in dieser Situation? Wie kann ich sie mir geben?
  • Welche braucht möglicherweise mein Gegenüber?
  • Ermutige ich oder erzeuge ich Angst und Stress bei meinem Gegenüber?
  • Fördere ich Kooperation oder schüre ich Abgrenzung?
  • Wie gelingt es mir Freude und Kreativität am gemeinsamen Wirken zu ermöglichen? Oder verhindere ich dies und verursache Missmut?

Seien Sie bei Ihrem Erforschen liebevoll mit sich selbst. Der liebevolle Umgang mit sich selbst, steht Ihnen zu. 

Alles was uns an anderen missfällt, kann uns zu besserer Selbsterkenntnis führen.

(C.G. Jung)

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Emotionen im Geschäftsalltag – Lust oder Frust?

Hand aufs Herz: Wie reagieren Sie, wenn Sie im Geschäftsalltag einen Wutausbruch eines Kollegen oder einer Kollegin miterleben?

Zählen Sie sich zu denjenigen die sagen: „So starke Emotionen haben im Arbeitsalltag nichts verloren. Er oder sie müssen ihre Emotionen besser im Griff haben.“ oder sehen Sie sich eher auf der Seite „Es ist eine heftige Reaktion, doch ein Wutausbruch kann in dieser Situation genau das Richtige sein.“

Emotionen haben im Geschäftsalltag einen schweren Stand und scheinen eher zu stören als nützlich zu sein. Aussagen wie „Bitte lassen Sie uns sachlich bleiben“ oder „seien Sie doch nicht so emotional, das bringt uns nicht weiter“ kennen wohl viele von uns aus eigenem Erleben. In vielen Organisationen und Unternehmen werden Emotionen tabuisiert, als unnütz oder lästig empfunden. Entscheidungen werden mit kühlem Kopf und klarem Verstand getroffen. Führungspersonen und Mitarbeitende, welche zu emotionsgesteuert sind, müssen auch heute noch mit Skepsis und Vorbehalten rechnen. Das führt dazu, dass sich Führungspersonen und Mitarbeitende anpassen oder gar verstellen, um sachlich, rational und ja nicht zu emotional zu wirken. Die Gefühle verbergen, um vordergründig die Kontrolle zu behalten, stark auszusehen und sich allfällige Probleme vom Hals zu halten. Meine und sicher auch Ihre Erfahrungen zeigen, dass ein solches Verhalten dazu führt, die Kontrolle eher zu verlieren und die eigene Position und Führungsfähigkeit zu schwächen, weil wir uns durch dieses Verhalten selbst lähmen, indem wir nicht sagen, was wir meinen. Wir reden um den heissen Brei herum, sagen JA statt NEIN usw. und hindern uns selbst daran, eine echte Beziehung zu unserem Gegenüber aufzubauen und effektiv zu kommunizieren. Und dabei spielt es keine Rolle, ob wir dieses Verhalten am Arbeitsplatz oder im privaten Umfeld erfahren oder selber praktizieren.

Wie könnte es anders gehen?

Authentisch wäre: eine Person teilt ehrlich mit, wie sie sich gerade fühlt und wie es ihr geht. Wenn wir so etwas hören, berührt uns das. Zum einen, weil es immer noch eher selten ist und zum anderen, weil wir spüren: Das ist echt. Dies erfordert allerdings auch von der zuhörenden Person echtes Interesse am Gegenüber und Aufmerksamkeit.

Manchmal sind Emotionen unbequem und wirken irritieren. Doch gerade darin liegen ihre Kraft und die hilfreiche Information. Sie öffnen Türen zum besseren Verstehen, was dahinter liegt und geben Hinweise zum Nachfragen und Klären.

Führung

Gefühle sind der entscheidende Faktor bei allem, was Führungspersönlichkeiten tun müssten: Vertrauen aufbauen, Beziehungen vertiefen, eine Vision vorgeben, Menschen in Bewegung halten, Kompromisse schliessen, harte Entscheidungen treffen und aus Fehlern lernen. Ohne echte Emotionen sind diese Dinge flach und schal. Es braucht Emotionen, um an der Kundenseite die richtigen Prioritäten zu setzen und im Unternehmen, Mitarbeitende zu begeistern und zu inspirieren.

sich zeigen…

Wenn wir keine oder kaum Emotionen zeigen, liegt es manchmal daran, dass wir uns über unsere Gefühle nicht im Klaren sind. Sind wir verärgert, frustriert, aufgebracht, unterdrücken oder wischen wir diese Gefühle weg. Sind wir indessen motiviert, inspiriert, begeistert und zufrieden, zeigen wir unsere Gefühle ohne es zu bemerken.Das, wofür man sich schämt, wird auf andere projiziert.

Es lohnt sich, sich über die eigenen Gefühle im Klaren zu sein und mehr Bewusstheit für die inneren Erfahrungen zu erlangen. Nehmen Sie sich vor, eine Woche lang, Ihre Stimmung täglich einmal wahrzunehmen. „Wie geht es mir heute? Welche Gefühle nehme ich gerade wahr?“

Geben Sie Ihren Mitmenschen die Chance zu erfahren, wer Sie sind und erlauben Sie sich, Ihren Emotionen etwas mehr Raum zu geben. Getrauen Sie sich, echt zu sein. Die Erfahrung zeigt: zu viel Emotion ist ein sehr viel geringeres Problem als das Gegenteil – nämlich zu wenig Emotion.


Getrauen Sie sich, echt zu sein!

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Wie gut sind Sie im Zuhören?

Ob am Arbeitsplatz, zu Hause, in der Schule, in privaten Beziehungen überall werden Gespräche geführt. Wir argumentieren, ringen, debattieren, streiten mit viel Einsatz und Kraft und versuchen unsere Sicht einzubringen, die anderen für unsere Perspektive zu gewinnen oder uns durchzusetzen. Aus Erfahrung ist der Erfolg solcher Gespräche nicht immer nachhaltig und die gleichen Themen tauchen immer wieder auf.
 
Was in diesen Gesprächen häufig fehlt, ist die Bereitschaft des wirklichen und echten Zuhörens. Wir hören zwar zu, doch parallel läuft bereits ein innerer Prozess, um danach unser Gegenargument einbringen oder antworten zu können.
 
Wie hören wir zu? Uns selbst und anderen? Zuhören – echtes Zuhören – ist etwas, was uns oft nicht leichtfällt oder wir auch nur selten wirklich können. Echtes Zuhören ist eine Königsdisziplin oder eine Königinnen-Disziplin und wirklich angewendet, ein Geschenk für uns und andere.

Echtes, achtsames Zuhören findet auf mehreren Ebenen statt

Interpersonelle Ebene: Es ist die Ebene, auf der ein Mensch in sein eigenes inneres Erleben hineinhört.

Zwischenmenschliche Ebene: Auf dieser Ebene ist eine Person darauf konzentriert, einer oder mehreren anderen Personen zuzuhören. Wir sind all zu oft damit beschäftigt, darüber nachzudenken, war wir sagen werden, wenn wir an der Reihe sind zu sprechen. Es ist jedoch die Art und Weise, wie wir zuhören, die transformativ wirken kann.

Gruppenebene: Auf Gruppenebene hören eine oder mehrere Personen tief auf die Stimmen vieler anderer.

Aufmerksam sein und beobachten sind Schritte zu echtem und achtsamen Zuhören.

Schlüsselelemente

Anwesend sein: Ihr Fokus liegt auf der Person, ohne Ablenkungen

  • Störungen beseitigen (Geräte stumm schalten, Arbeitsbereich geordnet halten)
  • sich Zeit nehmen für ein Gespräch und auch für die Vorbereitung auf ein Gespräch. Bewusst 1 – 2 Minuten, um die eigenen Gedanken zu ordnen, sind gut investiert.

Empathie: Wir sehen die Welt durch unsere Erfahrungen und Überzeugungen. Empathisch sein heisst: eine Situation aus der Perspektive eines anderen wahrnehmen.

Achte auf deine «Signale»: Signale sind eigene Gedanken, physische Reaktionen, Gefühle, die Sie während dem Gespräch wahrnehmen. Diese können ablenken, Ideen blockieren, Lösungen verhindern. Nehmen Sie diese wahr, allenfalls halten Sie im Gespräch einen Moment inne, verlangsamen das Gespräch und gehen den Signalen nach.

Je nach Gespräch können Sie auch sagen: «Ich hänge noch an Ihrer Aussage zu … nach. Können wir darauf zurückkommen. Ich habe noch nicht verstanden, wie Sie das meinen.»

Vorteile des echten und achtsamen Zuhörens

  • Echtes Zuhören ruft Präsenz hervor, die manche als tieferes Zuhören, als Offenheit jenseits der eigenen Vorurteile definieren.
  • Echtes Zuhören ermöglicht es Ihnen, sich ohne Vorannahmen und Vorurteile zu engagieren.
  • Schafft Vertrauen, indem Sie das was andere sagen, wertschätzen und ernst nehmen.
  • Kultiviert echte Verbindungen und Beziehungen mit anderen – die Qualität der Aufmerksamkeit beeinflusst die Qualität des Gesprächs.
  • Hilft zu klären, was wirklich vor sich geht, dass das was unter der Oberfläche blubbert zum Vorschein kommen darf.

 

«Menschen wollen, dass Sie ihre Motivation und die Erklärung für ihr Verhalten in ihren eigenen Begriffen verstehen. Das Schaffen alternativer Interpretationen, das Hören auf das, was sich hinter den Worten verbirgt, ist von Natur aus provokant und notwendig, wenn Sie die wirklichen Probleme, Ängste und Konflikte ansprechen wollen.» (Ronald Heifetz, Leadership on the Line).

Anwenden und Üben

Gruppenebene

Eine Übung für echtes Zuhören auf der Ebene der Gruppe beinhaltet das Hören auf Muster und Themen und die Synthese dessen, was Sie hören. Hören Sie auf das, was auch noch im Raum ist und noch nicht ausgesprochen wurde

Individuelle Ebene

In meiner Coaching-Praxis begegne ich immer wieder Führungspersonen, die gerne sprechen, sich mitteilen wollen, kaum zum Unterbrechen sind. Das mag zu Beginn sehr interessant sein. Stellt sich dies jedoch als die Kommunikationsart heraus, die diese Führungsperson auch im Alltag pflegt, stellt sich mir die Frage wer wem noch zuhört?

Eine Übung für wirkliches Zuhören auf der individuellen Ebene ist, auf das zu hören, was in der Person, also in mir selbst, lebendig ist und noch nicht ausgesprochen wurde. Was sind die tieferen Nöte, Wünsche, Gefühle, Emotionen, Sehnsüchte, Bedürfnisse, Ängste, Befürchtungen von mir selbst? Was drücke ich möglicherweise aus ohne dass es mir bewusst ist? Welche Signale sende ich? Und wie oft höre ich mir wirklich und echt zu?

Ich glaube daran, dass das grösste Geschenk, das ich von jemandem empfangen kann, ist, gesehen, gehört, verstanden und berührt zu werden.
Das grösste Geschenk, das ich geben kann, ist, den anderen zu sehen, zu hören, zu verstehen und zu berühren.
Wenn dies geschieht, entsteht Beziehung.

(Virginia Satir)
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Lass los und du hast die Hände frei…

…so ähnlich lautete bereits Katrin Wiederkehrs Buch, das ich vor Jahren in den Händen hielt. Jetzt beim Aufräumen meines Bücherregals ist es mir wieder begegnet. Zahlreich sind heute Bücher, Artikel, Blogs und vieles mehr zu diesem Thema.

Loslassen … lass los … immer wieder taucht dieses Wort oder dieser Hinweis auf. Sei dies im privaten oder im beruflichen Alltag und er begegnet wohl nicht nur mir immer wieder. Loslassen soll man Gewohnheiten, Ängste, Menschen, Überzeugungen, Anspannung, Beziehungen,,Gewicht, Gedanken, usw. dann wird alles leichter – so die Vorhersagen.

Wäre es so einfach, würden dazu nicht zahlreiche Ratgeber geschrieben, den Loslassen ist nicht damit getan, einen Schalter umzulegen.

Einfach loslassen? Und warum es doch nicht so einfach ist…

Ob in Organisationen wenn’s um Veränderungsprozesse geht oder auch von Führungspersonen, wenn Mitarbeitende ihren Vorstellungen nicht entsprechen höre ich öfters „der oder die kann einfach nicht loslassen…“.

Ist es so einfach zu sagen, „der oder die kann nicht loslassen“? Sind wir nicht immer wieder dazu aufgefordert, loszulassen? Bei Vielem hat das Loslassen keine besondere Bedeutung. Wer denkt den zum Beispiel daran, dass er beim Kauf eines neuen Schreibstifts den Alten loslässt?

Bei grösseren Veränderungen realisieren wir viel bewusster, das loslassen gefragt ist und festhalten wohl nicht länger geht. Nur – was gewinne ich oder was verliere ich? Wann ist der richtige Zeitpunkt? Wie lange kann ich noch am Alten festhalten und wann ist es Zeit, loszulassen bzw. wann muss ich vielleicht auch loslassen? Kann ich nicht doch noch im Alten bleiben bis zur Pension? Wenn Veränderungen beispielsweise im Arbeitsleben von aussen lanciert und der Einführungstermin für ein neues Produkt, einen neuen Arbeitsprozess, eine neue Technologie oder eine neue Form der Zusammenarbeit gesetzt werden, gibt dies einen zeitlichen Fokus oder auch Druck. Wenn ein eingefahrenes Verhalten nicht mehr funktioniert und ich mir wünsche, etwas zu verändern, muss ich mich selbst bewegen, Neues wagen und das Alte loslassen.

Wie und warum halten wir an etwas fest?

Jeder Mensch geht mit Herausforderungen anders um. Und diese Herausforderungen hinterlassen bei jedem Mensch auch andere emotionale Abdrücke. Einfache Ratschläge helfen also nicht.

Gründe können sein:

  • Verlustängste:
    • Wie werde ich im Unternehmen angesehen, wenn ich plötzlich meine Position aufgebe?
    • Wenn ich dies nicht tue oder da nicht mitmache, habe ich dann noch einen Job?
    • Verliere ich meinen Job, kann ich meine Rechnungen nicht mehr bezahlen?
    • Wenn ich dies nicht mehr tue, was dann? Angst vor innerer Leere oder einer Lücke.
    • Verliere ich meinen Partner, bin ich dann einsam.
    • Ich habe bereits jemanden verloren und möchte dies nicht noch einmal erleben…
  • Was kommt danach?
    • Bei Veränderungsprojekten gilt es immer auch, den Gewinn für die Mitarbeitenden im Auge zu behalten. Lässt sich für den /die Mitarbeiter:in ein Gewinn ableiten, kann der Schritt leichter fallen. Ohne erkennbaren Gewinn für die Mitarbeitenden wird der Weg steiniger.
  • Bequemlichkeit
    • Der Arbeitsweg ist praktisch und man möchte darauf nicht verzichten. Nimmt lieber die unangenehme Situation am Arbeitsplatz in Kauf.
    • Möchte jemand mehr Kontakt zu anderen Menschen, müsste er oder sie sich nach aussen bewegen und das ist unangenehm.

Loslassen – Zulassen ?!

Oft verwechseln wir loslassen mit loswerden. Loslassen bedeutet, etwas mit Mitgefühl gehen und sich verändern lassen, weil es für die heutige aktuelle Zeit und Lebens- bzw. Arbeitssituation nicht mehr notwendig oder zweckmässig ist. In diesem Sinne heisst loslassen auch transformieren und sich weiter entwickeln. Dazu gehören Fehler machen, hinfallen, wieder aufstehen, unbequem werden, vielleicht für den Moment einsam, weil die neuen Freunde noch nicht da sind, weniger angesehen, weil wir noch nicht Meister/innen im Fach sind… Loslassen braucht auch Entscheide fällen, dran bleiben, sich verunsichern lassen und manches mehr.

Wie kann es gelingen?

Zu Beginn lohnt es sich, einen grösseren Blickwinkel über die gesamte Situation zu erhalten. Dazu hilft die kleine Brücke ERKENNEN – WAHRNEHMEN – LOSLASSEN

  • Erkennen, wie die Situation entstanden ist und was sie aufrecht hält
    Beispiel: das Team war klein, sehr familiär, nun ist es plötzlich viel grösser; neue und langjährige Mitarbeitende, Beziehungen sind weniger familiär usw. – jetzt heisst es vermehrt Führung wahrnehmen, Orientierung schaffen, weniger beim Team sein, mehr Rollenklarheit gewinnen und erzeugen.
    Wären Sie in dieser Situation, was würde Sie daran hindern, das alte Team loszulassen? Sind es Ängste, Zweifel, die das Loslassen verhindern? Welche Befürchtungen, Sorgen, Gedanken stecken dahinter?
  • Nehmen Sie wahr, welches Ihre Glaubenssätze oder Ihre inneren Kritiker hinter den Ängsten, Zweifeln, Sorgen sind? Es nicht zu schaffen, zu versagen, sich zu exponieren, nicht zu genügen.
    Gestehen Sie sich ein, dass es Ihre Gefühle sind! Nicht das Team hat die Zweifel. Nehmen Sie bewusst wahr, wie diese Gefühle und Gedanken Ihr Handeln blockieren. Es ist an dieser Stelle wichtig, diese Ängste bewusst wahrzunehmen, zu spüren und die nötigen Schritte abzuleiten, damit Sie wieder in den Fluss kommen und Ihre emotionale Staumauer sich auflösen kann.
     
  • Loslassen: Jetzt fällt es Ihnen leichter loszulassen, dem Team etwas zu zutrauen und sich auf die eigentliche Führungsrolle mit mehr Klarheit und Rollenbewusstsein zu konzentrieren. Damit kommen Sie automatisch wieder mehr in Ihr Vertrauen, wenn Sie Ihre Ängste, die hinter den Sorgen und Befürchtungen verborgen sind, bewusst wahrnehmen.

Diese Hilfestellung kann Sie darin unterstützen, das anzunehmen was ist, damit sich diese unterschwelligen, irritierenden Gefühle auflösen können. Nun können Sie die Aufmerksamkeit davon wegnehmen und loslassen. Mit Ihrer Unterstützung entwickelt sich das neue Team und erhält ein anderes Gesicht als das bisherige familiäre Team.


Alles ist ein Prozess – auch loslassen. Deshalb lade ich Sie ein, dieses Experiment in Ihren Alltag zu integrieren und immer wieder mal auszuprobieren. Je öfter Sie es anwenden, umso wirkungsvoller wird es sein!

Loslassen ist mitunter ein schwieriger Prozess und er begleitet unser gesamtes Leben, Dinge loszulassen, wenn wir uns verändern wollen. Wollen wir uns weiter entwickeln, kann dies nur funktionieren, wenn wir neue Wege gehen. Also muss alt hergebrachtes hinter uns gelassen werden.

Ihnen wünsche ich wunderbare persönliche und berufliche Entwicklungen und ein leichtes Loslassen von all den Dingen, die Sie bei Ihrer Entwicklung behindern.


Die Kunst eines erfüllten Lebens ist die Kunst des Lassens: Zulassen, Weglassen, Loslassen.

(Ernst Ferstl)

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Rang, Macht und Privilegien beeinflussen unsere Beziehungen

Haben Sie sich auch schon gewundert, warum Sie sich manchmal in einem Gespräch minderwertig fühlen? In einem anderen Gespräch dagegen fühlen Sie sich grösser als Sie sich selber sehen? Ein Indiz dafür können Rangunterschiede sein.

Wenn sich zwei Menschen begegnen, treffen unterschiedliche Welten aufeinander. Oft versuchen wir die Verschiedenheit unserer Wahrnehmung der Welt klein zu halten, um die „Harmonie“ in Beziehungen nicht zu gefährden. Die Verschiedenheit unserer Erfahrungen und Wahrnehmungen der Welt lassen eine Rangstruktur durchscheinen, die jede Beziehung beeinflusst.

Rang existiert auf verschiedenen Ebenen und wird durch Signale eingebracht z.B. durch Haltung, Ton, Lautstärke, Kleider, Sprache, Gestik, Mimik usw. Den eigenen Rang kann man nicht verstecken. Drückt man den eigenen Rang nicht kongruent aus, wird er in sogenannten Doppelsignalen sicht- und wahrnehmbar.


Rangkategorien nach Arnold Mindell

Sozio-ökonomischer Rang: Geerbt oder erworben >  Hautfarbe, Geschlecht, Nationalität, Gesellschaftsschicht, Finanzkraft, Körperkraft, – grösse, Gesundheit, Bildung, Kompetenz, Religion, Familienstand, sexuelle Orientierung, Alter, Rationalität oder Emotionalität, Lautstärke der Stimme

Kontextueller und struktureller Rang: Innerhalb einer Organisation oder eines Arbeitsplatzes, Hierarchie, Grösse des Büros, wie und wo der Arbeitsplatz angeordnet ist, Entschädigungen, Geschäftsauto, kulturelle Normen innerhalb Organisation etc.  Wie lange bin ich dabei? Wie beliebt bin ich? Wie vernetzt?

Psychologischer / spiritueller Rang: Lebenserfahrung, bewältigen von schwierigen Lebenssituationen, wie ausgeglichen, balanciert bin ich, wie gut kann ich mich ausdrücken, einfühlen in andere, anders Denkende oder Handelnde? Wie verhalte ich mich in Stresssituationen, oder in Konflikten? Fühle ich mich von etwas Grösserem getragen, mit einer grösseren Kraft / der Natur verbunden?

Rang und Privilegien

Mit jedem Rang sind Privilegien verbunden. Wer in stabilen finanziellen Verhältnissen lebt (sozio-ökonomischer Rang) hat das Privileg, in einem Restaurant zu essen, wenn er Hunger hat. Eine Führungsperson in einem Unternehmen hat das Privileg, den Vorschlag eines Mitarbeiters abzulehnen, wenn er ihm nicht gefällt (struktureller Rang). Jemand der viel an sich gearbeitet hat, kann in einer schwierigen Beziehungssituation das Gespräch vorschlagen und dabei  sich selbst und auch sein Gegenüber unterstützen (psychologischer Rang).

Tiefer Rang – hoher Rang

Wir alle können relativ rasch Eigenschaften oder Besitztümer aufzählen, die uns fehlen und die wir anstreben oder gerne hätten. Wir wissen genau in welchen Feldern uns Rang fehlt, wo wir dauernd kämpfen und uns rechtfertigen müssen. Im Gegenzug haben wir wenig Bewusstsein über unseren eigenen Rang und unsere Privilegien. Diese Unbewusstheit führt zu vielen Missverständnissen und zu Verletzungen.

Ein Beispiel: Wenn Sie in der Führung eines Mitarbeiters einfach nicht weiter kommen und all Ihre Versuche, die anstehenden Schwierigkeiten zu überwinden, an einer stoischen Passivität scheitern, fühlen Sie sich in diesem Prozess im Vergleich zu Ihrem Gegenüber klein oder in einem tieferen Rang; es gelingt Ihnen nicht, Ihren Mitarbeiter zu mobilisieren. Sie fühlen sich als Opfer in der Situation.

Rang und Konflikt

Etwas genauer betrachtet, könnte diese Situation für beide Seiten deckungsgleich sein: «Ich befinde mich im Kampf mit einem übermächtigen Gegenüber, das sich nicht bewegen lässt oder mich nicht versteht.» Beide Seiten erfahren sich als Opfer und werden immer hoffnungsloser. Das ist eine typische Konfliktsituation, wie sie sich auf der Welt überall beobachten lässt. Sie ist eine der Grundbedingungen für Eskalation in Konflikten: Je schwächer und machtloser sich die beiden Konfliktparteien fühlen, umso erbarmungsloser wird der „Krieg“ geführt.

Solange keine Seite den Zugang zur eigenen Kraft findet und damit Verantwortung für den eigenen Rang übernimmt, kommt es zu keiner Deeskalation. Beide Opfer verteidigen sich gegen die dominante und ignorante Kraft auf der anderen Seite. Damit sich diese Dynamik umdrehen lässt und sich Konflikte lösen lassen, muss mindestens eine Seite über ihren eigenen Schatten springen und sich damit identifizieren, „stark“ zu sein und sich mit dem eigenen hohen Rang identifizieren.

Ein Schlüssel: Rang-bewusst

Der Schlüssel zu einem Zusammenleben und Zusammenarbeiten mit tragfähigen Beziehungen liegt unter anderem darin, dass alle Beteiligten mehr über die Beschaffenheit und Wirkung ihres eigenen Rangs verstehen und sich diese Kraft zugänglich machen. Wenn ich meinen Rang nicht annehme, verliere ich an Kraft und Authentizität.

Beispiel: Der frisch eingesetzte 32-jährige Ausbildungsleiter will mit allen Lernenden regelmässig ein Gespräch führen. Er lädt sie in sein Büro ein und das Gespräch sollte ohne Agenda einen eher informellen Charakter haben. Der Gedanke des Ausbildungsleiters: sie sind ja nicht viel jünger als ich und ich habe vor Jahren auch hier meine Lehre absolviert. Im Gespräch verhielten sich die Lernenden freundlich, zurückhaltend und äusserten sich wenig spontan.

Was ist passiert? Der Ausbildungsleiter ist sich der Gesprächssituation und der Rollen wenig bewusst. Kraft seiner Funktion erteilt er den Lernenden Anweisungen, kontrolliert Aufgaben und Lehrzeugnisse, nimmt Beurteilungen der Lernenden vor, empfiehlt sie für Weiteranstellung nach der Lehre usw. Viele Faktoren, welche das Weiterkommen der Lernenden im Unternehmen beeinflussen.
In diesem Kontext ist es ein Irrtum anzunehmen, dass sich die abhängigen Lernenden offen und unbefangen verhalten würden. Auch wenn hinter dem Treffen gute Absichten stecken.  Werden diese Treffen in derselben Art fortgeführt und  die Rangunterschiede weder benannt noch berücksichtigt, kann dies dazu führen, dass die Rangniederen Widerstand (z.B. störendes Verhalten, Aggressivität) entwickeln, weil sie immer wieder in diese „Zwangslage“ gebracht werden.

Arnold Mindell sagt dazu: „Rang ist wie eine Droge, je mehr ich davon habe, umso weniger ist mir bewusst, wie ich andere damit negativ beeinflusse. Es geht nicht darum, Rang zu überwinden, sondern ihn wahrzunehmen und konstruktiv zu nutzen.” oder anders gesagt: „Rang unbewusst nutzen ist wie Gift, Rang bewusst nutzen ist wie Medizin für eine Beziehung.“

Schritte zu Rangbewusstsein

Sie können damit beginnen, eine Bestandesaufnahme Ihres eigenen Rangs zu erstellen und schauen, wie Ihr jeweiliger Rang Ihr Verhalten und die Reaktionen auf andere beeinflusst. Wenn dies auch von anderen im Team oder der Organisation an die Hand genommen, darüber gesprochen und geteilt wird, kann es die Interaktionen und das Verhalten in einer Organisation verändern.

Der Zweck der nachfolgenden Aufgabe ist es, rangbewusst zu werden um den eigenen Rang sorgfältig nutzen zu können. Den ersten Schritt der Aufgabe dient zur eigenen Auseinandersetzung mit Rang. Gleichzeitig kann dieser Schritt auch mit dem eigenen Team oder einer Gruppe, von der Sie Teil sind, angewendet werden.

Schritt 1

Mit welchem Rang identifizierst du dich? Versuche so konkret und genau die Situationen zu betrachten in denen du

  • Sozio-ökonomischer Rang
  • Kontextueller, struktureller Rang
  • Psychologisch, spiritueller Rang 

hast. Notiere die Antworten und denk darüber nach, wie diese Ränge dich fühlen und/oder handeln lassen. Notiere auch dies.

Schritt 2

Teile mit einer anderen Person deine Einsichten und Notizen, welche diese Aufgabe ebenfalls gelöst hat. Beginnt damit, indem ihr eure hohen Ränge feiert. D.h. auch den hohen Rang annehmen.

Erinnere dich, dass Rang einfach ist und beim bewussten Besetzen dieses Rangs, sich Menschen mit tieferem Rang durch deine Bewusstheit und Sorgfalt im Umgang mit deinem hohen Rang weniger negativ betroffen (herabgesetzt, minderwertig, an den Rand gestellt) fühlen. Den hohen Rang nicht annehmen, irritiert bei der Gegenseite.

In der Gruppe können anschliessend ein gegenseitiges Feedback und eine Diskussion stattfinden. Weiter kann gemeinsam darüber nachgedacht werden, wie Rang die Beziehungen in der Gruppe beeinflusst.

Rang konstruktiv genutzt, ist Medizin für jede Beziehung!

(Reini Hauser)
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Krankheit – ein Weckruf?

Was wäre, wenn Krankheit ein Kommunikationssignal wäre…

Die Zeit zwischen den Jahren diente mir zum Lesen und Nachlesen von aufgehobenen Artikeln, Newsletter, Büchern. Ein Thema, das mir dabei immer wieder begegnete, waren die Gesundheits- bzw. Krankheitskosten der Schweiz. Nach Statistik sind wir jetzt pro Jahr bei über 84 Milliarden Franken mit steigender Tendenz.

Die Energie folgt der Aufmerksamkeit

Diese Zahlen sind die eine Seite der Medaille, die betroffenen Menschen die andere. Menschen, die Schmerzen, Ängste, Not, Hoffnungslosigkeit, Trauer, Hoffnung, Genesung erfahren. Und ich frage mich – auch weil die Zahl meiner Kundinnen und Kunden mit körperlichen oder psychischen Beschwerden zunimmt – was wir tun können, um mehr Wert auf eine gesunde Lebensweise zu legen. Würden wir über Gesundheit genauso viel reden wie über Krankheiten, böte sich möglicherweise ein anderes Bild. Aus der Psychologie und aus Change-Prozessen kennen wir den Satz: «Die Energie folgt der Aufmerksamkeit.» Ähnlich hat es bereits Marc Aurel festgestellt, dass auf die Dauer «die Seele die Farbe der Gedanken annimmt».

Freude und Wohlbefinden

In einem Coaching versuche ich zum einen, mit Menschen vermehrt über Freude, Gesundheit und Wohlbefinden zu sprechen und das Augenmerk nicht nur auf die Krankheit zu legen. Das kann beispielsweise sein: «Welche Dinge sind gut für Ihren Körper und Ihre Seele?» Zum anderen hilft, das achtsame Entfalten des Symptoms zu verstehen, was die dahinterliegende Botschaft sein kann. Krankheit oder Krankheits-Symptome können uns helfen, tieferliegende und lebenswerte Impulse zu erkennen und unseren Weg neu auszurichten und dadurch wieder frei, energievoll und heil zu werden – voll Lebenslust, Begeisterung, Neugier, Vertrauen und Zuversicht.

Die schöpferische Kraft

Der Körper ist kein Kriegsgebiet oder Feindesland. Es gibt keinen Kampf zu gewinnen oder zu verlieren und es gibt kein Übel das ausgemerzt werden muss oder etwas das man weghaben will. Krankheit und Körpersymptome sind die Art und Weise, wie unser Körper mit uns kommuniziert. Wie hilfreich wäre es, wenn wir unseren Blickwinkel verändern würden und in einer Krankheit oder einem Körpersymptom einen Weckruf sähen, der gehört und Ernstgenommen werden und möglicherweise unserem Leben eine andere Richtung geben will? Nach A. Mindell ist Krankheit nicht nur eine Störung, sondern auch Ausdruck einer schöpferischen Kraft, die sich symbolisch im Symptom äussert.

Fragen zum Weiterdenken

  • Wenn Sie auf vergangene Krankheiten oder Verletzungen zurückschauen, gab es da jeweils einen Zusammenhang zwischen Ihrem körperlichen Zustand und Ihrer geistigen, emotionalen Gesundheit?
  • Haben Sie danach die Balance wieder gefunden und wie haben Sie das geschafft?
  • Wie können Sie heute, egal wie Ihr körperlicher Zustand sein mag, das Leben feiern?
  • Welchen Aktivitäten, die Ihnen Freude machen und Ihnen guttun, könnten Sie sich heute widmen?

Lust auf eine kleine Forschungsreise?

  • Wähle ein aktuelles Symptom, das du jetzt wahrnehmen kannst – sitze still und fühle tief hinein. Was nimmst du wahr?
  • Bleibe bei deinen Körperempfindungen und finde eine Körperhaltung, die dir ermöglicht, noch intensiver zu empfinden? Was nimmst du jetzt wahr?
  • Drücke nun mit einer oder beiden Händen aus, was du als Symptom empfindest.
  • Was würdest du tun, wenn dein Körpersymptom bestimmen könnte, was du tun solltest?
  • Wie würde sich dies auf dein Leben auswirken, wenn du das, was du erkannt hast, mehr in dein Leben einbringen und tun würdest?

 

Mit der Zeit, nimmt die Seele die Farbe der Gedanken an.

(Marc Aurel)